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Drohende StagflationFinanzmärkte hoffen auf die Fed

Die US-Notenbank Fed dürfte die Zinsen am Mittwoch erneut senken, um die Börse zu beruhigen. Allerdings droht den USA eine andere Gefahr: Inflation und Stagnation.

"Die Fed will die Zinsen gar nicht senken, aber sie muss": US-Notenbank in Washington Bild: dpa

Die US-Notenbank Federal Reserve wird nach Überzeugung der Märkte zum zweiten Mal seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise den Leitzins senken, voraussichtlich von 4,75 auf 4,5 Prozent. Denn die Börsen haben sich zwar von ihrem Einbruch im Sommer wieder erholt. Aber die Turbulenzen auf den Finanzmärkten, die auf den Crash auf dem US-Immobilienmarkt folgten, sind offensichtlich noch nicht vorbei.

Im Gegenteil, die Lage an den Kreditmärkten scheint sich gerade wieder zu verschlechtern. Für Unternehmen ist es ausgesprochen teuer, sich neues Geld zu beschaffen. Sie müssen immer höhere Risikoaufschläge für Kredite und besonders für Anleihen zahlen. Die Rating-Agenturen, die die Kreditwürdigkeit von Unternehmen beurteilen, warnen bereits vor Pleiten, wenn ohnehin schon stark verschuldete Unternehmen kein neues Geld von den Banken mehr bekommen können. Die hohen Risikoaufschläge, die Geldgeber für Anleihen verlangen, sind ein Indiz, wie weit diese Sorgen verbreitet sind. Warum aber lassen sich die Aktienkurse weltweit von alledem nicht beeindrucken? Zu einem großen Teil dürfte dies am Vertrauen vieler Investoren liegen, dass die Fed bei Bedarf die Leitzinsen schon weiter senken wird. Niedrige Zinsen vermindern die Refinanzierungskosten der Unternehmen und kurbeln die Konjunktur an. So stark ist die Erwartungshaltung, dass die Fed wahrscheinlich gar nicht anders kann, als die Zinsen zu senken. "Das derzeitige Umfeld ist fragiler als sonst, und daher könnte eine Enttäuschung der Märkte viel Schaden anrichten", kommentiert das Wall Street Journal. "Die Fed will die Zinsen gar nicht senken, aber sie muss", glaubt ein Investmentbanker.

Doch die Notenbanker gehen damit ein nicht unbeträchtliches Risiko ein. Das viele Geld, das sie der Wirtschaft zu einem immer günstigeren Zinssatz zur Verfügung stellen, treibt die Preise hoch. Eine Zinssenkung um noch einmal einen halben Prozentpunkt, die ursprünglich von vielen erwartet worden war, dürfte sich die Fed daher verkneifen. Erst am Dienstag meldete die OECD weltweit steigende Preise. In den USA ist die Inflationsrate auf 2,8 Prozent geklettert und in Deutschland auf 2,4 Prozent. Zugleich verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum in den USA im Gefolge des Einbruchs auf den Immobilienmärkten auf schätzungsweise 1,8 Prozent in diesem Quartal - gegenüber 3,8 Prozent vor Ausbruch der Krise. Damit droht den USA ein längst überwunden geglaubtes Problem: Stagflation, die ungute Kombination von Inflation und wirtschaftlicher Stagnation.

Die Europäische Zentralbank (EZB) geht daher nicht mit den Zinssenkungen der Fed mit. Ihre Aufgabe ist es, die Preise stabil zu halten, während die US-Notenbank nicht nur die Inflation, sondern auch die konjunkturelle Entwicklung im Blick hat. Die Folge dieser Differenzen sieht man vor allem auf den Devisenmärkten, wo die sinkenden US-Zinsen die Anleger aus dem Dollar flüchten lassen. Der Euro erreichte am Montag einen neuen Rekord von 1,44 Dollar.

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