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Archiv-Artikel

Drogenpolitik benötigt Ehrlichkeit

betr.: „Mehr Leute spritzen sich zu Tode“, taz vom 29. 10. 04

Im Artikel schreiben Sie: „In den letzten zehn Monaten starben 142 Menschen wegen Drogenkonsums.“ Das ist jedoch inhaltlich falsch und politisch höchst problematisch.

Es starben nämlich nicht 142 Menschen an Drogen. Allein an Alkohol, was nachgewiesenermaßen auch eine Droge ist, starben dieses Jahr schon um die 2.000 Menschen, und diese Zahl bezieht sich nun nur auf Berlin. Im Bereich Nikotin liegen die Todeszahlen schätzungsweise bei rund 3.000 Personen. Leider habe ich jedoch gerade keine aktuellen Zahlen für dieses Jahr vorliegen. Denn nur weil der Staat bestimmte Drogen als gefährlich und welche als net-so-gefährlich einstuft, heißt das noch lange nicht, dass man die Todesopfer dieser angeblich harmloseren Drogen vernachlässigen darf.

Dies schafft ein falsches Bild und vermittelt, dass das Feierabendbier ungefährlicher wäre als der Feierabendjoint, wegen den Drogentoten. Dass diese Argumentation nicht an den Haaren herbeigezogen ist, entnehmen Sie den aktuellen Stellungnahmen der CDU. Wenn die das, was sie sagen, ernst meinen würden, müssten sie auch Alkohol und Nikotin verbieten, was sie aber nicht tun. Ganz im Gegenteil, sie setzen sich für Zigarettenautomaten ein und stechen mit Freude jedes Bierfass an. Die Drogenpolitik in Deutschland benötigt Ehrlichkeit und nicht diese Wischiwaschi-Verleumdung und Verdrehungsrhetorik. WERNER GRAF