Dritter Teil der "Chroniken von Narnia": Konfrontationskur mit Freud
Der dritte Teil der "Chroniken von Narnia" ("Die Reise auf der Morgenröte") huldigt der kindlichen Lust am Abenteuer. Und die Helden begegnen ihren Ängsten.
Neben den zwei großen "Fantasy-Franchises" der sogenannten Nullerjahre, der "Herr der Ringe"-Trilogie und dem achtzyklischen "Harry Potter"-Opus, wirken die "Chroniken von Narnia" wie das kleine, unansehnlichere Geschwisterkind, das Schwierigkeiten hat, sein eigenes Ding zu finden. Das liegt nicht nur daran, dass schon die Vorlage von C.S. Lewis mit "bloß" 100 Millionen verkauften Exemplaren hinter den Mega-Autoren J. R. R. Tolkien und J. K. Rowling hinterherhinkt, sondern ist den Filmen in ihrer fast anrührend bemühten Art fest eingeschrieben.
Auf der Suche nach dem Genre wechselt die Handlung im dritten Teil der Fantasy-Serie munter zwischen Piratenfilm (die "Morgenröte" ist ein Schiff), "Alice im Wunderland"-Anleihen (die Helden landen auf einer Insel mit unsichtbaren Schlössern und Lebewesen) und Tolkien-Versatzstücken (verloren gegangene Zauberschwerter müssen gefunden werden) hin und her. Die kindlichen Helden, die es hier ein weiteres Mal in die Parallelwelt des Königreichs Narnia verschlägt, werden einer fast freudianischen Konfrontationskur mit eigenen Ängsten und Begehrlichkeiten unterzogen. Am Ende, wie um das Stückwerk zu komplettieren, gibt es wie immer noch einen Schuss christliche Eschatologie dazu.
Das klingt scheußlicher, als es ist. Zumal "Die Reise auf der Morgenröte" mit Eustace (Will Poulter), einem Cousin der aus den vorigen Teilen bereits bekannten Pevensie-Geschwister Lucy (Georgie Henley) und Edmond (Skandar Keynes), einen anfangs herrlich schlecht gelaunten Charakter einführt. Eustace steht dem ganzen Fantasy-Zeug mehr als skeptisch gegenüber. Mit den Fabelwesen kann er nur wenig anfangen, und auf Abenteuer ist der Meisternörgler auch nicht erpicht. Dass ihn ausgerechnet eine sprechende Maus unter ihre Fittiche nimmt, die ihn dazu noch im Fechten aussticht, empfindet er als pure Demütigung.
Für ihn hält die "Reise" eine spektakuläre Wandlung bereit, aber man will ja nicht zu viel verraten. Sagen wir nur: Während Lucy sich als Mädchen stereotyp ihren Schönheitsfantasien stellen und Edmond nicht weniger klischeehaft seine Mannhaftigkeit im Kampf mit Seeungeheuern beweisen muss, bekommt es Eustace auf gewissermaßen ironische Weise mit seinem eigenen üblen Temperament zu tun.
"Die Reise auf der Morgenröte" bietet auch in der 3-D-Version nichts, was das CGI-verwöhnte Auge noch groß überraschen könnte. Aber man muss das nicht gegen den Film halten. Auf durchaus liebenswerte Weise huldigt er der kindlichen Lust am Abenteuer; und war es nicht genau die, die uns alle einst zu Filmfans gemacht hat?
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