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■ Drei Italiener über die D-Mark-Hegemonie in EuropaMark gegen Weimar

Eugenio Scalfaro hat zu Recht angemerkt, daß die deutsche Vorherrschaft nicht durch das Schwert, sondern durch die harte Mark zustande kam. Natürlich kann eine wirtschaftliche Überlegenheit, selbst wenn sie weniger stark ist als die deutsche, durchaus ebenso unterdrückerisch wirken wie eine militärisch erreichte Herrschaft. Der Unterschied ist dennoch beträchtlich, und so kann man die Dominanz der Mark nicht sofort als trojanisches Pferd zur Machtübernahme in ganz Europa interpretieren. Bisher ist diese Dominanz ausschließlich das Ergebnis strenger wirtschaftlicher und politischer Entscheidungen, die ihrerseits auf einer Auseinandersetzung mit eben jener „deutschen Pest“ (George Grosz) früherer Zeiten beruhen.

Die starke Mark ist das Resultat einer fast schon in die Chromosomen der Deutschen eingegangenen Angst: Schwache Währung bedeutet Inflation, Inflation führt zu sozialen Unruhen. Die harte Mark soll das Gespenst von Weimar bannen. Diese Sicht der Dinge kann sich zu einer Erpressung auswachsen: Entweder ihr akzeptiert das Gesetz der harten Mark, oder ihr lauft Gefahr, daß Deutschland an euren Grenzen erneut explodiert. Darüber hinaus kann eine derart starke Mark die deutsche Führungselite auch zu Allmachtgefühlen verleiten.

Doch sollte man diese Gefahr nicht heraufbeschwören. Will man vermeiden, daß sie real wird, bedarf es allerdings großer politischer Weisheit Rest-Europas. Massimo Riva

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