Doris Akrap So nicht: Der große Durchbruch des Valentinstags
Die Aussage, der 14. Februar sei eine Erfindung der Blumenindustrie, ist in etwa so blöd wie die, der eigene Geburtstag sei auch nur ein Tag wie jeder andere.
Es war der algerische Berber Papst Gelasius („Der Heitere“), der im Jahr 469 den 14. Februar zu einem Kirchenfeiertag machte, weil er damit den heiligen Valentin ehren wollte. Der Legende nach soll der Bischof Valentin Paare nach kirchlichem Ritual getraut und ihnen dabei Blumen aus seinem eigenen Garten geschenkt haben. Nicht weiter der Rede wert, hätte der damals amtierende Kaiser Claudius II. dieses Ritual nicht verboten. Claudius war so stinkig auf Valentin und seine Blumen, dass er ihn am 14. Februar 269 köpfen ließ.
Mit der Liturgiereform von 1969 entledigte sich die römisch-katholische Kirche dieses Feiertags allerdings wieder. Sie fand die Geschichte von Valentin mittlerweile zu unglaubwürdig und strich den Valentinstag aus ihrem Generalkalender. Und das, obwohl die Beweislage weniger dürftig ist als die zu der Story über den von den Toten wiederauferstandenen Gottessohn.
Seinen großen Durchbruch hatte der Valentinstag allerdings erst im 14. Jahrhundert. Damals schrieb der englische Dichter Geoffrey Chaucer das Gedicht „Parlament der Vögel“. Der Inhalt: Am Valentinstag feiern die Vögel Massenhochzeit. Seitdem zwitschern sich an diesem Tag die Liebenden ihre Liebesschwüre zu.
Sicher sind Blumen, Geschenke und Gedichte, die Liebende sich ohne kalendarischen Anlass schenken, die überzeugenderen Liebesbeweise. Aber die Mehrheit der Menschen feiert auch nicht ihren Zeugungstag statt ihren Geburtstag, nur um damit gegen den Kalender zu protestieren. Obwohl, zugegeben, der Zeugungstag der charmantere Anlass wäre, seine eigene Entstehung zu feiern. In vielen Fällen dürfte dieser Tag sicherlich der aufregendere Tag als die Geburt gewesen sein und die Geschichten über den Ort, die Zeit und die Umstände der Zeugung tausendmal interessanter als die Geschichte, in welchem Krankenhaus man unter welchen Schmerzen auf die Welt gebracht wurde.
Die Fünftage-vorschau
Mi., 14.2.
Adrian Schulz
Jung und dumm
Do., 15.2.
Jürn Kruse
Nach Geburt
Fr., 16.2.
Franziska Seyboldt
Psycho
Mo., 19.2.
Kefah Ali Deeb
Nachbarn
Di., 20.2.
Sonja Vogel
German Angst
kolumne@taz.de
Schokoherzen mit Marzipankern, Herzenlollis oder eine Plastikrose sind trotzdem kein Verbrechen, sondern höchstens geschmacksunsicher. Im Übrigen steht nirgends geschrieben, dass sich am Valentinstag nur Paare, Verliebte, Schwärmende und Romantiker etwas schenken müssen.
Wer aus Prinzip gegen den Valentinstag ist, der kann an diesem Tag einfach ein Herz für inhaftierte Journalisten zeigen und das neue Buch von Deniz Yücel – „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“ (Nautilus Verlag) – kaufen. Der Verbrecher Verlag hat die Kampagne „DenizNr1“ gestartet, um das Buch des seit einem Jahr inhaftierten Türkei-Korrespondenten der Welt auf die Sachbuch-Bestseller-Liste zu bringen. Es wäre ein wunderbarer Liebesbeweis an die Presse- und Meinungsfreiheit.
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