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■ Dokumentation„Mehr als Ware“

Die Synode der Evangelischen Kirche hat in Suhl kürzlich Thesen zum Thema „Die Kirche in der Mediengesellschaft“ beschlossen. Auszüge:

(...) Vordringliches Anliegen der Mediengesellschaft muß es sein, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger am Prozeß der Verständigung darüber zu beteiligen, was in Politik, Wirtschaft und Kultur dem Gemeinwohl, der Gerechtigkeit und dem Frieden unter allen Menschen dieser Erde dient. (...) Ereignisse, die unser Fühlen und Denken bestimmen, erleben wir immer weniger direkt, als vielmehr vermittelt durch Medien. (...) Bilder können Wahrheit verdecken, Sensationen die Gewissen abstumpfen, Unterhaltung kann von sachnotwendiger Information ablenken. (...) Öffentlichkeit wird vornehmlich über die Medien erzeugt. Was keinen Eingang in die Massenblätter oder in den Rundfunk findet, hat wenig Chancen, öffentlich zu werden.

(...) Den Medienmarkt bestimmen ökonomische Faktoren. Aber Information und Unterhaltung sind mehr als übliche Waren des täglichen Bedarfs. Mit ihrer kulturellen Bedeutung verträgt es sich schwer, wenn vornehmlich Kriterien der Verkäuflichkeit den Qualitätsmaßstab für Inhalt und Gestaltung eines Mediums bestimmen. Auch die Konzentration vieler Medien in wenigen Großunternehmen beeinträchtigt die Vielfalt an Informations- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Mit der Einführung des „dualen Systems“ von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk hat die Politik die Erwartung erzeugt, die Konkurrenz werde ohne Qualitätsminderung die Wahlfreiheit vergrößern. Heute wissen wir, daß die quantitative Vielfalt an Programmen mit wenigen Ausnahmen eine Vervielfältigung gleichartiger Angebote bei gleichzeitiger Absenkung des Niveaus gebracht hat. Der Kampf um Marktanteile fördert (...) im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Einförmigkeit durch vermehrt werbewirksame Programme. Der Einfluß der Parteien auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten geht weit über ihre verfassungsrechtlich beschriebenen Aufgaben hinaus.

(...) Die Synode beklagt, daß es Politik und Gesellschaft versäumt haben, bei der Errichtung neuer Rundfunkanstalten in den östlichen Bundesländern die Plätze in den Gremien für Staat und Parteien in ein angemessenes Verhältnis zu denen der gesellschaftlich relevanten Gruppen zu bringen. (...) epd

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