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Archiv-Artikel

Dohnanyi in die Ablage Wohltuender Schwenk

Wir machen eine schicke Hochschulreform und der Staat muss keinen Cent dazubezahlen. Mit diesem Leitsatz machte Hamburgs jüngster Senator Jörg Dräger anderthalb Jahre lang Politik. Als Erfolg verkaufte er dabei, dass er es schaffte, den Hochschuletat bis 2005 vor weiteren Kürzungen zu verschonen. Mit gleichem Etat sollten weniger Studenten kürzer und besser ausgebildet werden, damit am Ende die alte Absolventenzahl erreicht wird.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Diese Reform, die löblicherweise das Problem hoher Abbrecherquoten benannte und beseitigen wollte, hatte einen Schönheitsfehler, den die in sicheren Positionen sitzenden Verantwortlichen in Hochschule und Politik achselzuckend hinnahmen: Sie ignoriert die Zukunftschancen künftiger Schulabgänger, weil noch weniger als heute einen Studienplatz bekommen.

Sein jetziges Umschwenken allerdings begründet Dräger kühl mit dem Akademikerbedarf der wachsenden Stadt. Und vermutlich hat der Schwenk auch taktische Gründe, gilt es doch, neben den Bildungspleiten des Senatorenkollegen Lange mit positiven Visionen zu glänzen.

Wohltuend ist diese Wende trotzdem. Es ist schlicht absurd, das Abitur zu verkürzen und eine Schülergeneration auf mehr Leistung zu trimmen, sie dann aber vor verschlossenen Hochschultüren stehen zu lassen.

Dem Schwenk jedoch müssen Taten folgen. Die Senatsentscheidung auf Empfehlung der Dohnanyi-Kommision, 1.750 Plätze abzubauen, gehört in die Ablage für unausgereifte Planspiele.