Doch keine Energiesparlampen für Irland: Irische Armleuchter
Irlands Regierung will ab 2009 alle Glühlampen gegen Energiesparlampen ersetzen. Dass daraus vorerst nichts wird, liegt nicht nur an der EU, sondern an den Grünen.
DUBLIN taz Wie schon beim Rauchverbot, so wollte Irland auch beim Verbot von herkömmlichen Glühlampen eine Vorreiterrolle in der Europäischen Union spielen. Ab 1. Januar 2009 sollten sie aus dem Verkehr gezogen und durch Energiesparlampen ersetzt werden, verkündete Umweltminister John Gormley von der Grünen Partei im Dezember.
Der Minister tat die von Thomas Edison erfundene Glühlampe als "Technologie aus dem Zeitalter der Dampfmaschine" ab. Das Fahrrad, auf dem Gormley zum Parlament radelt, stammt aus demselben Zeitalter, soll aber nicht verboten werden. Gormley behauptet, der erzwungene Wechsel zur Energiesparlampe werde den irischen Kohlendioxidausstoß um 700.000 Tonnen reduzieren und den Konsumenten 185 Millionen Euro Stromkosten im Jahr sparen.
Der Minister hatte allerdings vergessen, sich zu erkundigen, ob seine Pläne überhaupt durchführbar sind. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte vorige Woche, dass ein Verbot eines Produkts, das in anderen Ländern der Europäischen Union verkauft werden darf, nicht durchzusetzen sei. Nach EU-Recht könne jeder Händler Glühlampen importieren, solange es keine EU-weite Regelung gebe.
"Es ist offensichtlich, dass Minister Gormley seine Hausaufgaben nicht gemacht hat", höhnte Joanna Tuffy von der Labour Party. "Ich behaupte, dass er sich über die Sachlage völlig im Klaren war. Aber er war so scharf darauf, mit seinem trüben Kohlendioxid-Budget Schlagzeilen zu machen, dass er seine undurchdachten Pläne einfach hinausposaunte."
Irlands Grüne haben ein Glaubwürdigkeitsproblem, seit sie nach den Wahlen im vergangenen Mai eine Koalitionsregierung mit Fianna Fáil ("Soldaten des Schicksals"), der größten irischen Partei, eingegangen sind. Dass Fianna Fáil die Grünen in die Regierung aufnahm, war ein kluger Schachzug, denn Premierminister Bertie Ahern schanzte ihnen die beiden Ministerien zu, in denen Ärger vorprogrammiert ist: Umwelt und Energie. In Gormleys Bereich fällt die Entscheidung über eine Autobahn am Rande des historischen Hügels von Tara, früher Sitz der irischen Hochkönige. Energieminister Eamon Ryan ist für Shells umstrittene Hochdruck-Gasleitung von einem Naturgasfeld im Atlantik zu einer Raffinerie an Land zuständig.
Die Grünen waren mit drei Forderungen in die Koalitionsverhandlungen gegangen: Die US-amerikanischen Kampfflugzeuge sollten nicht mehr im irischen Shannon auf dem Weg in den Irak zwischenlanden dürfen; die Autobahn bei Tara sollte nicht gebaut werden; und Parteien und Politiker sollten sich nicht mehr von Unternehmen finanzieren lassen. Das Ergebnis der Verhandlungen: Die US-Flugzeuge dürfen weiter in Shannon landen, die Autobahn durch Tara wird gebaut, und bei der Parteienfinanzierung bleibt alles beim Alten.
Der damalige Vorsitzende der Grünen, Trevor Sargent, bezeichnete den Koalitionsvertrag dennoch als "stolzesten Tag in meinem Leben", trat aber aus kosmetischen Gründen zurück, denn in ihrem Wahlprogramm hatten die Grünen eine Koalition mit Fianna Fáil noch strikt abgelehnt. Nun ist Sargent Staatssekretär in der Regierung.
Initiativen wie der Kampf gegen die Glühlampe erscheinen als ein hilfloser Versuch, etwas Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Aber selbst umweltbewusste Menschen lehnen ein Verbot ab, da die Energiesparlampen Quecksilber enthalten und nicht im Altglascontainer entsorgt werden können. Hinzu kommen große Qualitätsunterschiede: Die Lebensdauer der billigeren Produkte ist kaum höher als bei herkömmlichen Glühlampen. Darüber hinaus wird nur ein Viertel der Energiesparlampen in der EU produziert. Der Rest kommt vor allem aus China, wodurch sich die Reduzierung des CO2-Ausstoßes relativiert.
Außerdem hat Irland ganz andere Probleme mit Leuchtmitteln: In einem Krankenhaus in Kerry im Südwesten Irlands mussten im November Operationen verschoben werden, weil sich die Belegschaft nicht einigen konnte, wer für das Auswechseln der Glühlampen zuständig ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“