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Archiv-Artikel

DocMorris im Norden Wunderdoc bricht Kartell

Nun kommt er also in den Norden, der Medikamenten-Discounter DocMorris, mit einer Mischung aus Argwohn und Faszination betrachtet. Schlimm? Nein, keineswegs.

Kommentar vonJan Kahlcke

Die Argumente gegen das Internet-Geschäft der Niederländer waren noch nachvollziehbar: Was, wenn Patienten sich Medikamente mit fatalen Wechselwirkungen online kaufen und kein Apotheker sie vor dem gleichzeitigen Gebrauch warnt?

Was DocMorris jetzt macht, ist ausgesprochen clever: Die Patienten können weiterhin zum Apotheker ihres Vertrauens gehen und sich kompetent beraten lassen, aber an der Tür steht DocMorris – und die Medikamente sind zum Teil deutlich billiger. Die Einsparungen kommen durch die geballte Marktmacht der Holländer zu Stande – zu Lasten der üppigen Profite der Pharma-Industrie. Was soll dagegen sprechen, dass der Doc und der Patient sich diese Marge teilen?

Aber müsste man nicht für die kleinen Apotheker und gegen den Pharma-Discounter sein? Entschieden nein. Das deutsche Apothekenwesen ist ein anachronistisches Kartell, das an das Zunftwesen erinnert. Es trägt wesentlich zu den Finanzierungsproblemen im Gesundheitswesen bei. Wenn DocMorris dabei behilflich ist, in diesem Sektor Marktmechanismen zu etablieren, muss man dafür schon fast dankbar sein.