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Diskussion um gelockertes ZölibatKirche will ein paar Jahre Bedenkzeit

Wichtige CDU-Politiker fordern die Katholische Kirche auf, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Die Bischöfe reagieren zurückhaltend und wollen die Idee lieber längerfristig beraten.

Akuter Priestermangel fördert die Zölibat-Diskussion in Deutschland, die deutschen Bischöfe möchten aber nichts überstürzen. Bild: dpa

BERLIN afp | Die deutschen Bischöfe haben zurückhaltend auf den Vorstoß aus der CDU zur Lockerung des Zölibats reagiert. Die Anregung namhafter CDU-Politiker verlange eine "Meinungsbildung und Entscheidung auf gesamtkirchlicher Ebene", erklärte das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) verteidigte den Vorstoß, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

Nach Auffassung der deutschen Bischöfe kann über eine mögliche Lockerung des Zölibats für katholische Priester nicht schnell entschieden werden. "In den kommenden Jahren" werde es Gelegenheit geben, dieses Thema und andere Anregungen zur Weckung von mehr Interesse an Priesterberufen neu zu bedenken, hieß es in der Erklärung. Auch beim Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. im Herbst solle das Thema nicht beraten werden.

Mehrere CDU-Politiker hatten in einem am Freitag bekannt gewordenen Brief an die deutschen Bischöfe appelliert, beim Vatikan in Rom auf eine Lockerung der Zölibatspflichten zu drängen. Sie sprachen sich dafür aus, auch verheiratete Männer, die sich als Gläubige besonders bewährt hätten, zu Priestern zu weihen. Zu den Verfassern gehörten neben Lammert auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan sowie die Ex-Ministerpräsidenten Dieter Althaus, Bernhard Vogel (beide Thüringen) und Erwin Teufel (Baden-Württemberg).

Lammert sagte am Wochenende der der WAZ-Mediengruppe, wenn die Amtskirche zögere, sich mit dem Priestermangel und dem Sinn des Zölibats öffentlich auseinanderzusetzen, "dann müssen es eben engagierte Laien tun". Er sei sich sicher, "dass es eine Reihe von Bischöfen geben wird, die froh sind, dass wir die Debatte eröffnen". Für das Zölibat gebe es weder eine zwingend theologische oder gar biblische Notwendigkeit noch eine praktische Erklärung, sagte Lammert.

Die Laienbewegung "Wir sind Kirche" lud für Montagmorgen zu einer "spontanen Mahnwache" vor dem Kloster Himmelspforten in Würzburg ein, wo der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz zu einer Sitzung zusammenkommt. Damit will die Laienorganisation auch den Vorstoß der CDU-Politiker zum Zölibat unterstützen. Es gehe darum, den "Weg des Dialogs endlich sichtbar zu beginnen", den die Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung angekündigt hätten, erklärte die Organisation.

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6 Kommentare

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  • M
    Mike

    Wenn Politiker mitbestimmen wollen,was 1,3 Milliarden Katholiken glauben sollen und unter welchen Bedingungen

    sie ihren Glauben leben,dann wird es wirklich schlimm.

    Zentralrat der Katholiken,wir sind Kirche,Lammert,Schavan,Küng und Co,sie alle wollen wissen was zu tuen ist und unterbreiten ständig Vorschläge,die theologisch unhaltbar sind.

    Ich frag mich oft,warum diese Gläubigen nicht zur ev Kirche konvertieren.Da sind viele von ihnen besser aufgehoben,da die ev Kirche all ihre Wünsche erfüllt und Sonderlehre an Sonderlehre fügt.

    Die katholische Kirche muß den Glaubensschatz hüten und wird sich niemals dem lächerlichen Zeitgeist unterordnen nach dem Motto,welches Tabu kann noch gebrochen werden.Ich bete für die Hirten,damit sie glaubensstark entscheiden.Niemand wird zum Zölibat gezwungen.Es ist eine freie Entscheidung.Viele Priester fühlen sich durch den ständigen Ruf nach Abschaffung schwer bedrängt und beleidigt.

    Von anderen Religionen wird interessanterweise nie gefordert,dass sie fundamentale Grundsätze über Bord werfen.Warum?

  • W
    Werner

    Priesterinnen und Priester dürfen in der katholischen Kirche doch schon lange heiraten. Allerdings nicht in der römisch-katholischen Kirche (in der es auch keine Priesterinnen gibt), sondern in der altkatholischen Kirche, die auch wenn der Name das nicht vermuten läßt, eine demokratische katholische Kirche ist, bei der die Gemeindemitglieder viele Mitbestimmungsrechte und -möglichkeiten haben.

    Den Medien und gerade der TAZ wäre es angeraten nicht von "der katholischen Kirche" zu schreiben, wenn von "der römisch-katholischen Kirche" die Rede ist.

  • C
    Celsus

    Amüsiert kann mensch sich da fragen, ob die CDU nicht mal lieber ihre hauseigenen Probleme lösen will. Aber vielleicht wollen die ja nicht immer nur in die Industrie wechseln nach ihrer aktiven politischen Karriere. Dann kämen schon Posten in der Kirche in Frage.

     

    Allerdings bräuchte angesichts dessen, was die Menschen in der Budnesregierung an Erfahrungen mitbringen, dann noch ergänzend ein paar nachgeschobene Forderungen: Wiederverheiratung ermöglichen (siehe Frau Merkel) oder gleichgeschlechtliche Ehen schließen (siehe Westerwelle).

  • F
    Freigeist

    Im Anbetracht des Zeitstrahls der Katholischen Kirche müsste die Überschrift eher lauten:

    >Kirche will ein paar hundert Jahre Bedenkzeit

  • FB
    Franz Beer

    Liebe Kirche ,Mensch denkt doch mal daran was Ihr eueren Hirten und indirekt auch eueren Schäfchen antut.Erst zwingt Ihr jahrhunderte lang euere Hirten-Pfarrern auf Liebe und Sex zu verzichten.Und dann sollen sie noch ,,ein paar Jahre,,darauf verzichten.Wie soll denn ein Pfarrer in seiner Gemeinde den Menschen Liebe,Beziehungen sexualität,Glauben , vermitteln?Alles was im Leben normal ist,wenn er es selber nicht erfahren kann weil der pontifax einem ein Gesetz aufzwingt was nie in der Biebel stand und aus dem Mittelalter stammt.Dann wundert sich die Kirche, das immer mehr Menschen mit der Institution Kirche abgeschlossen haben.Wie weltfremd kann man sein,Themen gibts genug,die die Kirche anscheinend nicht intressiert .Vom Umgang mit der Basis bis Mißbrauch-Verhütung-Aids-Afrika- Hunger.Man sollte Schwerpunkte setzen ,und auch daran denken, das ein Pfarrer ein ganz normaler Mensch ist der auch bedürfnisse hat wie jeder Mensch .

  • W
    Wolfgang

    Die neue Haushälterin kommt in das Haus des Pfarrers.

    "Guten Tag und herzlich Willkommen. Bringen Sie doch bitte zuerst ihren Koffer in ihr Zimmer im oberen Stockwerk, dann sprechen wir miteinander, " sagt der Pfarrer. Gesagt, getan, die Haushälterin geht nach oben.

    Da ertönt ein Aufschrei. Blitzschnell kommt sie die Treppe herunter. "Herr Pfarrer, bei ihnen bleibe ich nicht".

    "Warum denn nicht?" fragt der Pfarrer.

    "Herr Pfarrer, das sie mich vielleicht einmal verführen, damit habe ich gerechnet, aber dieses Schild über meinem Bett, "Halte dich bereit, der Herr kommt stündlich" das ist entschieden zu viel"!

     

    Die Kirche will halt ein paar Jahre Bedenkzeit....