Digitale Erntekarte: Wildes Obst wird zum Erlebnis
Als Sebastian Homburg vor fünf Jahren zum ersten Mal mit seinem Leipziger Team Erleb-bar Obst pflücken war, war er gar nicht begeistert. Für die familienfreundlichen Mitmachprogramme von Erleb-bar war das Ernten zu anstrengend. „Mit kleinen Kindern macht das nicht so viel Spaß“, erklärt Homburg mit einem Grinsen. Und doch wollten die ersten paar Kilo Obst verarbeitet werden, und überall in Leipzig stehen Bäume und Sträucher, die abgeerntet werden können. Um sein Wissen zu teilen, programmierte er eine digitale Obsterntekarte, auf der mittlerweile etwa 500 Orte verzeichnet sind, an denen man ernten darf. Wer nicht weiß, welche Sorten überhaupt wann reif sind, kann im Handbuch auf frucht-bar.org nachschlagen.
Oder sie schließt sich einem Ernteausflug an. Kaum haben dessen Teilnehmer die kleine Küche im Flur des Freizeitzentrums SK-Sport an der Oststraße betreten, haben sie auch schon eine Beerenmühle in der Hand und sind kräftig am Kurbeln. Denn schließlich sollen die Kornelkirschen vom Vortag noch verarbeitet werden.
Homburg wirkt wie ein Profi beim Einmachen, betont aber, selbst kein Experte zu sein. Schließlich organisiert er für Erleb-bar vor allem Familienprojekte: „Es geht darum, gemeinsam zu lernen – ohne Besserwisserei.“ Als die Kirschmarmelade fertig ist, ziehen die fünf Erntehelfer durch den Lene-Voigt-Park und ernten die knallroten Hagebutten, die aus den riesigen Sträuchern in ihre Eimer wandern. Dabei sind vor allem Neugierige, die sich mit Obst noch nicht so gut auskennen. Aber auch eine erfahrene Gärtnerin ist dabei. „Ich habe in meinem Garten schon viel angebaut, aber Hagebutten habe ich auch noch nie geerntet“, erklärt eine Teilnehmerin ihre Motivation für den Ausflug. Während des Erntens findet ein reger Austausch statt. Kann man Hagebuttenkerne als Juckpulver einsetzen? (Man kann.) Am Ende des Tages haben die Teilnehmer nicht nur viel gelernt, sondern nehmen auch jeweils ein Glas Hagebuttengelee mit nach Hause. (aw)
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