NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Juno
USA 2007. Regie: Jason Reitman. 92 Min.
Um Wirklichkeitsnähe geht es in „Juno“ nicht, und das, obwohl der Film so zeitgemäß daherkommt. Er ist ein für den Massengeschmack gedachtes komödienhaftes Lehrstück, das auslotet, was moralisch wünschenswert ist und was nicht. Für diese seismografische Aufgabe muss die Hauptfigur Juno in die für weibliche Jugendliche schlimmstmögliche Situation gebracht werden: Schwangerschaft. Wie es der Kriterienkatalog für weibliche Coolness derzeit will, meistert Juno die Herausforderung durch Selbstironie, Schlagfertigkeit, Disziplin, Organisationstalent und unablässige Betriebsamkeit. Ohne Zeit zu verlieren, macht sie sich auf die Suche nach den perfekten Adoptiveltern. So kehrt sich dieser Wohlfühlfilm für die ganze Familie erstaunlich kompromisslos gegen eine Moral, die besagt: Die leibliche Mutter ist das Nonplusultra fürs Kind.
Das jüngste Gewitter
S/D/DK/N 2007. Regie: Roy Andersson. 94 Min.
Roy Anderssons neuestes Werk ist so etwas wie die inoffizielle Fortsetzung von „Songs from the Second Floor“. Während der Vorgänger zumindest ansatzweise einer Handlung folgte, jagt hier ein skurriler Einfall den nächsten, ohne dass sich die 50 Szenen zu einem kohärenten Ganzen fügen würden. Oft geht es in diesen überwiegend mit Laienschauspielern besetzten Miniaturen ums Ausgeschlossensein im wörtlichen Sinne: Menschen, die nicht in den Fahrstuhl hineingelassen werden, denen eine Wohnungstür vor der Nase zugeschlagen wird, die neben der Bushaltestelle im Regen stehen müssen, weil ihnen von unnachgiebigen Mitbürgern der Zutritt verweigert wird. Alles zusammengehalten von einer Bildsprache, die an Gemälde erinnert.
JUNO in 17 Kinos. DAS JÜNGSTE GEWITTER: Babylon, Hackesche Höfe, Kant, Kulturbrauerei, Moviemento, Thalia Potsdam, Union, Yorck