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Diese Polemik gegen Pazifisten ist Kriegshetze -betr.: Pazifistische Lebenslügen, Debattenbeitrag von Klaus Jarchow, taz vom 2.8.1995

Betr.: Pazifistische Lebenslügen, Debattenbeitrag von Klaus Jarchow, taz vom 2.8.95

Zuerst sollten zwei Verharmlosungen angesprochen werden: Die demokratische englische Regierung hat in Indien mehrfach auf unbewaffnete Demonstranten schießen lassen und hat auch sonstige Verbrechen gegen die Menschlichkeit dort ausgeübt. In Srebrenica wurde die Bevölkerung entwaffnet, lesen wir in dem Debattenbeitrag vom 2.8., aber während der ersten Pressekonferenz des niederländischen UNPROFOR-Kommandanten Karrenans an 23.7.95 gab es ganz andere Mitteilungen. Karrenans sprach von militärischen Aktionen gegen Serben außerhalb der Enklave durch Bewohner der Enklave und das regelmäßige Zurückziehen dieser Aktivisten hinter den UNO-Schild. Der niederländische UNO-Soldat Raviv van Renssen wurde nicht von Serben ermordet, sondern von einen bosnischen Militär in Srebrenica.

Die Polemik gegen Befürworter von Embargomaßnahnen gegen die Militärs (ob Bosniaken, Kroaten oder Serben) macht deutlich, was Debattenschreiber Jarchow meint. Mehl und Speiseöl stehen nicht auf der Embargoliste und das Embargo ist gegen die Fortsetzung des Krieges gerichtet.

Weil es auf sämtliche Seiten selektive Informationsverbreiter gibt, haben sämtliche Kriegsparteien immer wieder Argumente, um weiter zu kämpfen. Das sind die Kriegslügen!

Von „pazifistischen Lebenslügen“ zu fabulieren gegen Mitbürgerlnnen sowohl in Jugoslawien als in Deutschland, welche aktiv und natürlich(!) gewaltfrei gegen den Krieg kämpfen, muß ich als Kriegshetze zurückweisen.

Gerrit Guit

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