piwik no script img

■ Diepgen bewältigt OlympiaÜbereilte Entlastung

Statt 200.000 Mark bekam die Werbeagentur 1,1 Millionen Mark, der Olympia-Slogan war statt 200.000 Mark schließlich 825.000 Mark teuer, die Bewerbungsschrift verschlang mit mehr als einer Million Mark das Dreifache wie geplant – nur einige Beispiele aus der Bilanz für 1992, wie die Olympia GmbH großzügig mit Steuergeldern umging. Die bei solch enormer Etatüberschreitung notwendige Zustimmung des Aufsichtsratschef Eberhard Diepgen wurde nicht eingeholt. Mit der Bilanz jongliert wurde auch an anderer Stelle. Bei der Miete habe man 1992 fast 300.000 Mark eingespart, heißt es in der Bilanz – Anfang 1994 aber reichte man eine Nachforderung von 900.000 Mark ein. Selbst jene skandalös hohe Summe von 600.000 Mark für die Hotelzimmer während der Olympischen Spiele in Barcelona sind nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich dürfen die Steuerzahler für 800.000 Mark aufkommen.

Aufklärungsbedarf gäbe es also genug. Doch auch die Kritik seiner eigenen Prüfbeamten an dem unglaublichen Gebaren der Olympia GmbH hinderten den Regierenden Bürgermeister Mitte September nicht, seinem Parteifreund Nawrocki die Absolution für das Geschäftsjahr 1992 zu geben. Nun also soll das dubiose Kapitel im Schnellgang endgültig abgeschlossen werden. Denn der spannendste Teil der Bilanzierung liegt noch in der Senatskanzlei. Erst im Abschlußbericht für 1993, in dem auch bislang verschwiegene Kapriolen verbucht werden mußten, wird das wahre Ausmaß der Verschwendung sichtbar. Das Zahlenwerk muß dem Regierenden Bürgermeister den Schweiß wohl dermaßen auf die Stirn getrieben haben, daß er nur noch den Weg der schnellstmöglichen Absolution von Parteifreund Nawrocki sieht. Diepgen kalkuliert offenbar, bis zur Abgeordnetenhauswahl im Herbst 1995 sei alles vergessen. Das undemokratische Vorgehen paßt zu einem Abenteuer, bei dem die Interessen der Stadt nie eine Rolle spielten. Einer in ihren Kontrollmöglichkeiten derartig düpierten Opposition bleibt wohl nur die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses. Gerd Nowakowski

Siehe Bericht Seite 22

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen