■ Soundcheck: Die tödliche Doris / Andrew Strong
Heute abend: Die tödliche Doris. Lange ist es her, die lustigen Tapetenfilme, das geniale Dilletieren und Käthe Kruse, die ihren unbeschürzten Unterleib dem gesitteten Publikum des Jazzfestes Moers entgegenstreckte. Jetzt geht es weiter, mit den Leit-Dilletanten, Der Tödlichen Doris. Anläßlich des Erscheinens von Die Unsichtbare LP Nr. 5 materialisiert als CD, zeigen Käthe Kruse und Wolfgang Müller Videos von Akiko Hada und machen ne Scho. Die Platte ist übrigens die Verbindung der beiden Doris-LPs Unser Debut und sechs, die man früher auf zwei synchron laufenden Plattenspielern abspielen mußte, um in den Genuß einer vollständigen Attacke zu gelangen. Auf CD trennen die Stereokanäle die Klangwelten „unkommerziell, autonom, esoterisch, Kunstwerk, E-Musik“ und „bemüht, gewollt, angestrengt, ambitioniert, aufdringlich, kommerziell, U-Musik-mäßig“.
Westwerk, 21 Uhr
Heute abend: Andrew Strong. Kleines, dickes Sängerchen mit großem Herz und rauher Kehle, wie possierlich. Als Frontmann der erst einmal fiktiven Commitments gewann der damals 16jährige als Sänger Decco vor drei Jahren die Herzen von Millionen (4.5 Mio. Hörern, 2 Mio. Kuckern). Daß daraus prompt ein richtiger Star werden mußte, ließ sich eigentlich kaum noch verhindern. Mit seinem schmissigen Gemisch aus Rhythm'n'Blues, White Soul und Rock und, nach den Gesetzen des Popmarktes, ohne seine originale Band, wurde der Ober-Commitment zum großen Einer der Jugendbewegten aus drei Generationen. Nostalgiker, Romantiker, Schul-Kids und Grunge-Gören versammeln sich bei seinen schweißtreibenden Konzerten, um geil-mäßig abzuhotten und mal so richtig sahne-mäßig Party zu haben. Sähe der Mann gut aus, wäre der Spaß nur halb so groß.
Große Freiheit, 20 Uhr
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