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Die schreckliche WahrheitBio-Essen schmeckt nicht besser

Bio oder nicht - der Unterschied ist marginal, ergaben Tests. Auch schwanke die Qualität bei Bio-Produkten stark. Die Naturkost-Branche weist die Kritik zurück.

Bio oder nicht? Herausschmecken ist offenbar gar nicht so einfach. Bild: dpa

BERLIN taz Für überzeugte Bio-Esser ist es ein ernüchterndes Ergebnis: "In der Summe unterscheidet sich die Qualität von Öko- und konventionellen Lebensmitteln kaum." Zu dieser Aussage kommt Stiftung Warentest in einer am Donnerstag veröffentlichten Bilanz. Allerdings haben die Kontrolleure keine neuen Tests durchgeführt, sondern 54 Untersuchungen ausgewertet, die sie zwischen 2002 und 2007 veröffentlichten.

Problematisch sind demnach tierische Bioprodukte wegen einer möglichen Belastung mit Keimen. Zudem schmeckten Biofertigprodukte den Testern nicht. Gut schnitten hingegen Obst, Gemüse und naturnahe Produkte ab. In der Biobranche stieß die neue Warentest-Auswertung auf harsche Kritik.

Sorgfalt in der gesamten Produktionskette sei wichtig für gute Qualität, so die Warentester. "Doch viele Betriebe, auch ökologische, tun sich damit schwer." So schwanke die Qualität von Bioware im selben Test oft stärker als bei konventioneller Ware. Kritisch seien die Keime. Viele Bioprodukte hätten bei der mikrobiologischen Prüfung schlecht abgeschnitten. "Viele unerwünschte Keime belagerten vor allem tierische Bioprodukte wie Fleisch-, Fisch- und Milcherzeugnisse." Je nach Keimtyp und Keimzahl könne dies die Gesundheit von Kindern, Schwangeren und Senioren gefährden.

Allerdings hätten die Tester selten gesundheitsgefährdende Keime gefunden, so Warentest-Sprecherin Ina Bockholt zur taz. Die beanstandeten Lebensmittel seien jedoch verdorben und schmeckten schlecht. Bockholt rät, Biofleisch- und Milchprodukte deutlich vor dem Ablauf der Mindesthaltbarkeit zu verzehren. Für die Keimbelastung macht Bockholt ein "teilweise mangelhaftes Hygiene-Regime" verantwortlich. Dieses hätten die konventionellen Großbetriebe meist besser im Griff.

Der Bundesverband Naturkost weist die Kritik der Warentester zurück. "Wenn Bioprodukte richtig gelagert und transportiert werden, sind sie bis zum Ablauf der Haltbarkeitsfrist einwandfrei", sagte Verbandssprecherin Katja Niedzwezky der taz. Sollte es bei Tests Probleme gegeben haben, lägen diese nicht beim Hersteller, sondern beim Handel. Bio bedeute mehr als nur die Qualität eines Lebensmittels, da damit die Umwelt entlastet werde. Die Warentester orientierten sich zu sehr am Standardgeschmack. RICHARD ROTHER

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6 Kommentare

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  • MS
    Martin Salzmann

    Mag sein dass die Stiftung Warentest recht hat und konventionelle Kost geschmacklich der Bio-Ware nicht. Die industrielle Landwirtschaft hat sogar sehr schmackhafte Sorten gezeugt, mit der biologische Ware nur schwer konkurrieren kann. Das wird mancher Biofan nur ungerne zugeben. Dabei ist es keine schreckliche Wahrheit sondern eine Tatsache,und es gibt daneben noch andere Tatsachen. Zum Beispiel, dass ich Biotomaten noch nach 14 Tagen ohne Qualitätseinbusse essen kann, da liegen die konventionellen schon bei mir im Müll. Und die Orangen sind leicht zu schälen und schmackhaft-saftig, was man von den meisten auf dem Markt gekauften nicht sagen kann. Bei Gemüse ist die Chance regionale Produkte zu konsumieren höher.

    Für mich ist der Geschmack letztlich nicht der entscheidende Grund, sondern nur ein Detail von vielen. Insofern ist die Meldung der Stiftung kalter Kaffee.

  • J
    Josenewa

    Wer etwas auf die Tests von Stiftung-Warentest gibt, muss sich fragen warum fast immer Produkte von Großkonzernen bzw. solche mit riesigen Werbekampagnen am besten abschneiden. Im übrigen ist es fraglich mit welchem Anliegen es zu begründen ist, verseuchte Produkte überhaupt zu irgendwelchen Vergleichsstudien heranzuziehen......ach ja richtig wir werden doch von Schildbürgern regiert.

    In diesem Sinne, stoppt Monsanto,Bayer,BASF,Unilever.....einfach all die welche Produkte herstellen bzw. vertreiben, die das Leben von allen auf diesem Stern befindlichen Lebensformen missachten, schädigen und drangsalieren.

  • B
    bbux

    Man kann natürlich alles schlecht reden. Wir kaufen unsere Bioprodukte möglichst bei regionalen Anbietern im Direktverkauf und haben beste Erfahrungen damit gemacht - sowohl geschmacklich als auch von der Qualität. Gleichzeitig stärkt man die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe und schafft einen wachsenden Korridor mit nicht gentechnisch verändertem Produktanbau. Das ist neben gesunder Ernährung der wesentliche Punkt! Warum beschäftigt sich die "Stiftung" nicht einmal damit?

  • MK
    Markus Kretschmann

    Ist die Stiftung Warentest ein unabhängiger Ratgeber für die Verbraucher? Hat dazu jemand verlässliche Informationen? Wem können wir überhaupt noch trauen? Ich bevorzuge gerne einen kritischen Umgang mit Schlagzeilen jeder Art und versuche mich nachhaltiger zu informieren, als jeder lauten Aussage gleich Glauben zu schenken. Und wie handhaben es andere? Freue mich auf Reaktionen. Markus Kretschmann.

  • MB
    m. brüstle

    So ein Schmarrn! Nach 10-jährigem Biolebensmittel-

    genuss schmecken mir die konventionellen Produkte nicht mehr und liegen mir schwer im Magen oder erzeugen Blödheit im Kopf!

    Falsche Geschmäcker: Nein danke - ich will natürliche, chemie- und genfreie Nahrung !

  • AF
    Alexander Fuerste

    So redet man in Deutschland mal wieder gegen Bio und ich gehe auch davon aus das die Stiftung Warentest ihre Arbeit gut gemacht haben wird.

    Was ja auch gar nicht schlecht ist. Man sollte ja nicht blindglauebig Bio kaufen.

    Doch natuerlich wird dies wieder gross ausgeschlachtet, dass mit den Schlachtereiprodukten auf alle Bioprodukte uebertragen werden.

    Kann mir jetzt schon die hohlen Schlagzeilen ausmlaen, mal wieder Futter fuer die PR Maschinerie der guten Biokritiker, die natuerlich neutral und objektiv sind.

    Doch Anstatt den gesamten globalen Kontext zu betrachten, betrachtet auch die TAZ mal wieder nur solch relativ alberne Kriterien der Lander mit dem hoechsten Normalitaetsstandart in der Welt.

     

    Dieser "Geschmacks und Keim" Diskurs geht jetzt schon in die dritte Generation. Komplett am Thema vorbeigeschossen. Natuerlich wird man ueber "Geschmack" immer Diskutieren. Wie sollte man so etwas auch belegen. Und Keime ? Was fuer Keime? In Deutschland moechte man ja am liebsten in sterilen Kammern mit gefilteter Luft leben. Abgesehen davon ist es fuer riesige Tierfabriken mit groesseren Gewinnen auch leichter Hygiene einzuhalten. Ob das so vorteilhaft ist fuer den Geschmack....Also alles aber Probleme die man recht einfach loesen kann.

     

    Doch wenigstens gibt es noch eine kleine Fussnote in Sachen "Oekologie, aber die sozial= gesellschaftlichen Folgen Interessieren nicht.

    Selbst wenn Biokaffee nicht besser schmeckt ¿rein objektiv natuerlich? dann wurde wenigstens kein Gift auf die Felder auf Arbeiter gespritzt.

    Kiene von uns "Konsumenten" verursachten Kindr mit offenen Ruecken mehr in Ekuador. Wer kauft alles Chiquita und ihre "grennwashing" Rainforest ALLIANCE Bananen, die ganauso viel Kosten wie Bio Bananen ?

    Kein Geld investiert in die Kassen von Unternehmen a la Monsanto und anderen. Vor allem, die Leute hier hungern, und in wenigen Jahren wird das komplette Saatgut genmanipuliert sein.

     

    Saemtliches Maismehl ist schon jetzt genetisch modifiziert, verunreinigt.

    Es geht hier um interglobale Machtfragen, ueber die Ernaehrungsgrundlagen von Milliarden.

    Wir stecken feste in unseren "inneren Diskursen uber Geschmack und sehen gar nicht, das dies voellig an der Realitaet vorbei geht.

    Wir sind die Minderheit und unsere Konsumgewohnhet ist der Wahlzettel. So waehlen wir jeden Tag. Und wenn es Maengel gibt bei den Fair Trade Labeln und der Qualitaet, das vieles Verbesserungswuerdig sind, dass sind sie durchaus, dann muessen wir sie eben verbessern.

    Aendert aber nichts daran, dass es zentral nicht um Geschmack und Kieme geht, sondern um globale Lebensgrundlagen.Wir muessen unsere Diskursstrategien anpassen an die aktuellen Beduerfnisse, nicht ueber Geschmack reden, ist der blanke Hohn, wir reden ueber Geschmack waehrend alle sieben Sekunden ein Kind verhingert. Mord ist das, doch bitte Belastet die Gaeumchen der Mittelschichtlerinn,er nicht mit Keimchen....

     

    Alexander Fuerste,Chiapas.

    Mexiko