■ Die russischen Weltraumaffen sind wieder da: „Es ist angenehm, leicht zu sein“
Die Weltraummission Bion-11 der russischen Rhesusaffen Lapik und Multik ist am Dienstag morgen erfolgreich zu Ende gegangen. Ihre Raumkapsel landete um 08.04 Uhr (Moskauer Zeit) 130 Kilometer nordwestlich der kasachischen Stadt Kustanai. Wissenschaftler hoffen, durch Bion-11 Aufschluß über die sogenannte Raumfahrerkrankheit zu bekommen, die Menschen im Zustand längerer Schwerelosigkeit befällt. An Bord des Satelliten befanden sich auch Fliegen, Schnecken, Käfer und Pflanzen. An ihren Organismen sollten Abweichungen vom Biorhythmus untersucht werden. Um 12.01 Uhr (Kustanaier Zeit) sprachen wir mit den beiden Astronautenäffchen Lapik und Multik.
taz: Herr Lapik, Herr Multik, Sie waren jetzt zwei Wochen im All, um das Leben in der Schwerelosigkeit zu testen. Wie fühlen Sie sich?
Multik: Gut. Aber ich fühle mich schwer. Es ist sehr angenehm, leicht zu sein.
Lapik: Hungrig. Ich bin sehr hungrig.
taz: Sie wurden für die Mission ausgewählt, weil Sie als Rhesusaffen besonders gut Streß vertragen können. Was ist so stressig im All?
Multik: Ach, eigentlich nichts. Das wird gern ein bißchen hochgespielt, die Sache mit dem Streß. Sicher, der Start, die Beschleunigung – aber irgendwie muß man ja schließlich in 400 Kilometer Höhe kommen, oder? Wenn man erst einmal seine Umlaufbahn ereicht hat, geht es doch sehr beschaulich zu. An Bord ist es ganz ruhig.
taz: Also verlief alles problemlos?
Multik: Ja, sicher. Natürlich fallen ab und zu Geräte aus, oder der Computerbildschirm flackert. Doch alles in allem nichts, was man nicht mit einem Schraubenzieher und etwas Klebstoff wieder in Ordnung bringen könnte.
Lapik: Der Kühlschrank war defekt. Es gab kein Licht.
Multik: Das war der Laborschrank.
Lapik: Kühlschrank.
Multik: Laborschrank.
taz: Sie tragen immer noch Ihre maßgeschneiderten Raumanzüge.
Multik: Ja. Ein sehr praktisches Kleidungsstück und sehr vorteilhaft geschnitten. Ich zum Beispiel habe nämlich recht lange Arme, aber in diesem Anzug fällt das kaum auf.
taz: Tatsächlich. Jetzt, wo Sie's sagen...
Multik: Eben. Und so ein Button- Down-Kragen ist schon sehr schick.
Lapik: Meiner kneift. Der Anzug kneift bei jedem Schritt.
taz: Bitte den Notizblock wieder hinlegen. Danke. Zwei Wochen im All sind eine lange Zeit. Eine Zeit, in der ja sicherlich auch der Wunsch nach, äh, Nähe entsteht?
Multik: Wenn Sie damit sagen wollen, daß wir... Nein. Dafür gibt es autogenes Training.
Lapik: Nicht in diesem Anzug.
taz: Welche – natürlich vorläufigen – Erkenntnisse bringen Sie von Ihrer Mission aus dem All mit?
Lapik: Hunger.
Multik: Ich fürchte, da kann man noch nichts sagen. Sehen Sie, das muß alles erst ausgewertet werden, Daten abgleichen, Analysen erstellen... Selbst der Biorhythmus der kleinen Organismen ist schwer zu entschlüsseln.
taz: Wovon haben Sie sich ernährt? Bananen in Tuben?
Multik: Ja, das denken wahrscheinlich alle. Wir hatten ausgewogen zusammengestellte Lunchpakete.
Lapik: Fliegen. Schnecken. Käfer. Pflanzen. Im Kühlschrank.
taz: Würden Sie so eine Reise noch einmal machen wollen?
Lapik: Nein.
Multik: Unbedingt. Am liebsten im Herbst, wenn die Trojanischen Asteroiden kommen. Ich würde die Kollision mit der Erde gern von oben beobachten. Interview: Carola Rönneburg
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