■ Die Anderen: Die russische Tageszeitung "Kommersant Daily" meinte zu den russischen Vermittlungsbemühungen in der Irak-Krise / "Le Monde" fürchtet, ein Militärschlag könnte Saddam stärken
Die russische Tageszeitung „Kommersant Daily“ meinte zu den russischen Vermittlungsbemühungen in der Irak-Krise: Die Leichtigkeit, mit der Saddam Hussein das Prestige Rußlands für seine politischen Kalkulationen opfert, ist erschütternd. Nach allem zu urteilen, teilt Saddam Moskau die zweitrangige Rolle eines Vermittlers zu und ist überzeugt, daß es sich fest für die Linie Bagdads entschieden hat. Dabei macht er sich nicht gerade große Sorgen darum, daß eine solche Politik zum Sinken des Ansehens Rußlands im Westen führt. Unter diesen Bedingungen hat sich Saddam entschlossen, eine Geste des guten Willens an die Adresse der westlichen Staatsmänner zu richten und die Ambitionen Moskaus zu opfern.
„Le Monde“ fürchtet, ein Militärschlag könnte Saddam stärken: Die Frage lautet: Wird Saddam Hussein nach dem Ende eines Militäreingriffs so weit geschwächt sein, daß sich irgendein sunnitischer General veranlaßt sieht, seinen Platz einzunehmen und mit der Diktatur der Baath-Partei Schluß zu machen? Nichts ist weniger sicher als das. Wenn die vorangegangenen Militärschläge Testwert haben, dann wäre das Ergebnis genau umgekehrt: ein Regime, das fest um seinen Chef geschart ist, was angesichts der Aggression von außen vielleicht auch für einen guten Teil der Bevölkerung gelten würde. An der innenpolitischen Front könnte Saddam Hussein sehr wohl gestärkt aus der Kraftprobe hervorgehen.
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