piwik no script img

Archiv-Artikel

Die richtigen Schlüsse ziehen

betr.: „Biosprit abdrehen“, taz vom 3. 6. 08

Dass selbst 60 Jahre, nachdem das Recht auf Nahrung völkerrechtlich verankert wurde, noch 850 Millionen Menschen hungern, ist beschämend. Während die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen nach wie vor wächst, liegen weltweit enorme Flächen brach. Brasilien gibt Restflächen von der Größe Deutschlands und Frankreichs zusammen an, in Tansania wird überhaupt nur ein Zehntel der potenziellen Ackerfläche bebaut. Nach Schätzung der Universität Hohenheim summieren sich so fast 500 Millionen Hektar.

Derweil ist die Landwirtschaft in den Ländern, die nun am schlimmsten vom Hunger betroffen sind, seit Jahrzehnten nicht vorangekommen. Parallel zur Nahrungskrise steigt der Ölpreis auf immer neue Rekordhöhen und verteuert Lebensmittel zusätzlich. Noch dazu befeuert die Ölsucht der Welt den Klimawandel auf einem bislang unerreichten Niveau und bedroht die Landwirtschaft weltweit.

Aus der jetzigen Situation sollten wir also die richtigen Schlüsse ziehen: Ungenutzte Flächen müssen der Vergangenheit angehören und in der Südhemisphäre echte Agrarreformen erfolgen. Dazu gehört auch, dass die westliche Welt endlich ihre Subventionen abschafft, welche eine nachhaltige Landwirtschaft in Entwicklungsländern massiv behindern. Im Mobilitätsbereich heißt es: Handeln statt abwarten. Dreiliter- und Elektroauto müssen Standard werden. Auch alternative Kraftstoffe, wie Biosprit der zweiten Generation, sind unverzichtbar. Denn die Erfahrung lehrt: Steigende Ölpreise machen auch Agrarrohstoffe teurer. CAROLIN REINMÖLLER, Berlin