piwik no script img

■ Die AnderenDie "Süddeutsche Zeitung" schreibt zum Verzicht Philipp Jenningers, das Institut für Auslandsbeziehungen zu leiten

Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt zum Verzicht Philipp Jenningers, das Institut für Auslandsbeziehungen zu leiten: Zugegeben: Philipp Jenninger hat sich damals nicht unbedingt für die Repräsentation deutscher Kultur profiliert, als er als CDU-Abgeordneter wütend ein Anti-CDU-Plakat des SPD-nahen Graphikers Klaus Staek von der Wand riß. Doch das ist gut 20 Jahre her, kein überzeugender Grund mehr, Jenninger vehement als künftigen Vorsitzenden des Instituts für Auslandsbeziehungen abzulehnen. Frühere Terroristen sind schon Nobelpreisträger geworden. Warum soll sich der hitzköpfige Bilderstürmer nicht weiterentwickelt haben? Steht auf einen Mißgriff wie seinem „lebenslang“?

Unredlich ist auch der Hinweis auf Jenningers verunglückte Rede über die Juden-Pogrome, die ihm 1988 das Amt als Bundestagspräsident kostete. Ignatz Bubis hat die Rede, anders betont, vor jüdischem Publikum vorgetragen, ohne Anstoß zu erregen, und Jenninger damit voll rehabilitiert. Der Pechvogel wurde mit dem Amt des Botschafters in Wien, dann beim Vatikan in Rom entschädigt. Seine Kritiker haben aus dieser Zeit nichts gegen ihn vorzubringen, keine „Affären und Peinlichkeiten“, von denen die Rede ist.

Es ehrt Jenninger, daß er sich nach dem Aufruhr um seine Person zurückzog. Beschämend ist, wenn man nicht vergessen kann und ein politisches Mißgeschick so unfair ausnutzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen