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■ Die anderenDie "Financial Times" (London) und "The Independent" (London) zum Streit in der SPD / Der niederländische "Volkskrant" zu Scharping

Die „Financial Times“ (London) zum Streit in der SPD: Anstatt auf seinem Wahlsieg über die Christdemokraten im vergangenen Jahr aufzubauen, hat Mr. Schröder stetig an Unterstützung verloren. Seine Koalition mit den Grünen wurde als entscheidungsschwach und richtungslos wahrgenommen. Sein Problem ist, dass es in wesentlichen Fragen kaum Unterschiede zwischen seiner SPD und der CDU gibt. Der Kanzler muss sich etwas einfallen lassen, um die Schmerzen seiner Haushaltseinschnitte zu lindern. Sonst könnte aus dem unzufriedenen Murren im Sommerloch eine offene Revolution werden.

„The Independent“ (London) zum selben Thema: Kanzler Schröder kämpft mit Problemen in seiner eigenen Partei. Genauso wie Tony Blair kann er damit leben. Unterdessen avanciert Mr. Schröder zu einem internationalen Liebling – sogar vom vorsichtigen Wall Street Journal gelobt für die Änderungen, die er einführen will. Schröders Regierung fängt da wieder an, wo Helmut Kohls konservative Regierung aufgehört hat: beim Versuch, Deutschlands öffentliche Ausgaben unter Kontrolle zu bringen. Deutschland wechselt nur langsam den Kurs. Aber wenn es sich erst einmal geändert hat, garantiert der politische Konsens, dass dies von Dauer ist. Nun, da sich die deutsche Wirtschaft – deren bevorstehender Kollaps in den vergangenen Jahren regelmäßig prophezeit wurde – anscheinend wieder erholt, mögen Reformen zur Liberalisierung auch einfacher durchzusetzen sein. Deutschland hat sich unbequemen, veränderten Realitäten in der Vergangenheit erfolgreich angepasst und wird es wohl auch diesmal tun.

Der niederländische „Volkskrant“ zu Scharping: Die Berufung von Scharping zum neuen Nato-Generalsekretär hätte der neuen, aktiven und konstruktiven Rolle entsprochen, die Deutschland in der Allianz spielt. Der deutsche Sozialdemokrat wäre auch am besten geeignet gewesen, so weit es um zwei besonders wichtige Aufgaben für den künftigen Nato-Generalsekretär geht: Kräftigung der verletzlichen Partnerschaft mit Russland und Streben nach besserem Gleichgewicht zwischen den USA und Europa innerhalb der Nato. Der britische Verteidigungsminister und designierte neue Nato-Generalsekretär George Robertson hat sich im Kosovo-Konflikt als ausgesprochener Falke erwiesen. Dies macht die Verständigung mit Moskau nicht leichter. Der geradlinige Schotte hat aber betont, dass gute Beziehungen zu Russland und mehr europäische Nato-Verantwortung auch für ihn Priorität genießen.

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