piwik no script img

Die kleine Wortkunde: „Bullshit“„Das ist ein Bullshitter“

Warum ist Barack Obama bei Kindern so beliebt? Wie ist das indogermanische Wort für „Dung“? Und was haben Hoden mit Politikern zu tun? Die Wortkunde klärt auf.

Aha, so muss das also. Grafik: taz

Warum er bei Kindern so beliebt sei, fragte das Rolling Stone Magazine kürzlich Barack Obama. Antwort: „Kinder haben einen guten Instinkt. Sie schauen auf den anderen und sagen: Das ist ein Bullshitter.“ Die Aufregung um diesen Ausdruck ist müßig, denn er ist weniger eine Beleidigung Mitt Romneys, sondern vielmehr ein Synonym für jeden professionellen Politiker.

Bullshit (sowie Bullshitter) ist ein in den USA seit 1915 gebräuchlicher Slang-Ausdruck, der für „Unsinn“ steht und passenderweise im Zweiten Weltkrieg populär wurde. „Shit“ bedeutete schon im altenglischen „scite“ = „Dung“. Im Indogermanischen hieß das Wort noch schlicht „skeyd“ (trennen). „Bull“ wird bereits seit dem 17. Jahrhundert im Englischen als Ausdruck für Nonsens gebraucht. Vielleicht liegt das am Gesichtsausdruck von Rindern, wenn sie sich von ihrer Biomasse trennen. Das altenglische „bulloca“ (Stierbulle) ist mit „bullocks“ (Hoden) verwandt, ein britisches Synonym für Bullshit.

Der populäre Begriff wurde schon oft wissenschaftlich untersucht: Der Psychologe William G. Perry definierte Bullshit als „Bedeutsamkeiten ohne Inhalt“, Philosoph Harry Frankfurt unterschied Bullshit als planloses Gelaber vom bewussten Lügen, und der Philosoph Gerald Cohen differenzierte, dass Bullshit sowohl bewusst als auch unbewusst produzierter „Unsinn, der als Sinn präsentiert wird“, sein kann.

Bei so viel theoretischer Vorarbeit sollte man überlegen, ob man Bullshitter nicht künftig als anerkannten Fachbegriff für Spitzenkandidaten und Regierungssprecher verwenden sollte.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!