Die eigentliche Botschaft-betr.: "Feindbild Muselmann, jetzt auch im Kino" von Sonia Seddighi, taz vom 11.4.91

betr.: „Feindbild Muselmann, jetzt auch im Kino“ von Sonia Seddighi, taz vom 11.4.91

Ich muß vorausschicken, daß ich keinerlei Sympathien für Männer von der Sorte des Herrn Mahmoody hege.

Allerdings bringt das Buch nicht in erster Linie die berechtigte Frauenwut gegen Männergewalt zum Ausdruck. Die eigentliche Botschaft des Buches wird nur unterschwellig mitgeteilt und ist erst bei genauerem Hinsehen zu begreifen: Das iranische Volk ist minderwertig gegenüber dem amerikanischen (das heißt gegenüber weißen US-Amerikanern). Und so habe ich aus vielen kleinen Details den Eindruck gewonnen, daß die Autorin nicht schlechthin das Verhalten ihres Mannes ihr und der Tochter gegenüber verurteilt. Vielmehr empört es Frau Mahmoody am meisten, daß er als Iraner es wagt, mit einer US-Amerikanerin so umzugehen, wie er es getan hat.

Ich finde das Buch rassistisch und ich fürchte, genau diese Tatsache macht einen großen Teil seines Erfolges aus. Und vermutlich wird der Film aus denselben Gründen ein großer Renner werden. Edith Niemeyer, Schorndorf