■ Die anderen: „De Standaard“ aus Brüssel kommentiert zum Kosovo-Krieg: / Die Pariser „La Tribune“ meint zu Eichels Sparkurs: / Die französische „Libération“ kommentiert den Sieg Ehud Baraks in Israel: / Das „Algemeen Dagblad“ aus Den Haag lobt Barak:
„De Standaard“ aus Brüssel kommentiert zum Kosovo-Krieg: Durch die Dauer der Luftangriffe gegen Jugoslawien und die wachsende Liste der Fehlschläge entstehen Risse im Panzer der Nato-Eintracht. Nur durch den internen Druck und das Bewußtsein, daß es keine Alternative gibt, wachsen diese nicht zu Spalten aus. Die Idee einer Bombardierungspause, um Miloevic weiter in die Defensive zu drängen, wird als taktisches Element diskutiert. So eine Pause muß an deutliche Forderungen bezüglich des Rückzuges jugoslawischen Militärs aus dem Kosovo gebunden sein, mit der Drohung der Wiederaufnahme der Angriffe in der Hinterhand.
Die Pariser „La Tribune“ meint zu Eichels Sparkurs: Während Irland, Spanien, Portugal und Finnland ein robustes Wirtschaftswachstum vorweisen, fahren Deutschland und Italien friedlich am Ende des Pulks. Und genau in dem Moment kündigt Hans Eichel fürs Budget des Jahres 2000 Einsparungen in Höhe von 100 Milliarden Francs an. Oskar Lafontaines Nachfolger schickt sich an, ihn in gewisser Weise zum zweiten Mal zu „erledigen“, indem er den Gegnern der antiliberalen Logik, die sein Vorgänger auf Kosten seiner politischen Karriere bevorzugt hatte, den berühmten Schlag mit den budgetären Bambusstock vorhersagt.
Die französische „Libération“ kommentiert den Sieg Ehud Baraks in Israel: Der auf Sicherheit bedachte Barak wird sicherlich ein harter Verhandlungspartner für einen alternden Jassir Arafat sein, aber er weiß auch, daß der Palästinenserführer als Gegenleistung für die so herbeigesehnte Souveränität zu einigen Zugeständnissen bereit sein wird. Er könnte auch die Verhandlungen mit dem syrischen Präsidenten Assad wiederaufnehmen, der den Schlüssel für das Ende des libanesischen Schlamassels in der Hand hält, aus dem sich Israel gerne zurückziehen würde. Ein solches Programm zu verwirklichen gleicht sicherlich einem Wunder, die Barak bislang nur auf dem Schlachtfeld vollbracht hat. Nun muß er beweisen, daß er auf dem Gebiet des Friedens ebenso fähig ist.
Das „Algemeen Dagblad“ aus Den Haag lobt Barak: Baraks Sieg kann ein Segen für das Land sein. Er läßt auf jeden Fall viele außerhalb der eigenen Landesgrenzen erleichtert aufatmen. Netanjahu hat in Israel Zwietracht gesät, den Friedensprozeß aufgehalten und dem Ansehen seines Landes geschadet. Der gemäßigte, aber sicher nicht wankelmütige Barak verfügt über die Qualitäten für eine fruchtbarere und anständigere Politik.
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