■ Die anderen: "Mlada fronta Dnes" zu Osttimor / "Liberation" zu Aktionstag gegen Autoverkehr / "The Independent" zu Verhältnis Labour-SPD / "Financial Times" zur Finanzhilfe für Rußland
„Mladá fronta Dnes“ (Prag) meint zu Osttimor: Mit dem Einmarsch internationaler Kräfte rückt für die Menschen in Osttimor die Erfüllung ihres Unabhängigkeitstraums so nah wie nie zuvor. Damit taucht allerdings auch eine wichtige Frage auf: Ist Osttimor nach einem Vierteljahrhundert indonesischer Okkupation überhaupt zu einer selbstständigen Existenz fähig? Trotz erheblicher Zweifel denken viele, dass der neue Staat nicht ganz chancenlos sein wird. Natürlich gibt es tausend praktische Probleme, zum Beispiel die Fragen nach Landessprache und Währung. Auf Rosen jedenfalls ist ein unabhängiges Osttimor nicht gebettet.
„Libération“ (Paris) über den Aktionstag gegen den Autoverkehr: Das Auto ist in die Stadt gekommen wie der Märchenwolf. Mit fletschenden Zähnen, aber ohne dass jemand aufgepasst hat. Das Auto hat es sich in der Stadt wohnlich eingerichtet und diese nach seinem Geschmack umgebaut. Das Auto hatte in der Stadt seine Fürsprecher, jetzt hat es fast nur noch Gegner. Der Autofahrer gehört bereits – wie der Wolf – zur Kategorie der schädlichen, aber geschützten Arten. Aber vielleicht nicht mehr lange. Denn eine der unumkehrbaren Tendenzen der Postmoderne ist die Sensibilität gegenüber der schleichenden Umweltverschmutzung.
„The Independent“ (London) zum Verhältnis Labour – SPD nach den verlorenen Landtagswahlen: Blair konnte – angesichts des Zustands der britischen Wirtschaft – seine Vision vom Wandel entwickeln. Schröder aber sitzt in einem sinkenden Boot und hat nicht den Luxus, eine Vision der Vorteile zu entwickeln, die seine Reformen bringen mögen. Es ist höchst ungewiss, ob die Arbeitslosigkeit schnell genug sinken wird, um die Haut der SPD zu retten. Es war der Fehler von New Labour, zu denken, die Sozialdemokraten seien auf dem gleichen Entwicklungsstand und könnten bei der Entwicklung des Dritten Weges helfen. Sie sind es nicht.
Die „Financial Times“ (London) zur westlichen Finanzhilfe für Russland: Dem Westen geht es darum, das russische Militär zu stabilisieren und die Atomwaffen unter Kontrolle zu halten. Es ist richtig, dieses Ziel mit wirtschaftlichen Mitteln zu verfolgen. Aber die westlichen Politiker sollten ehrlicher über ihre Absichten sein. Der IWF hat Russland Zugeständnisse gemacht, die er keinem anderen Staat machen würde. Dies hat seine Glaubwürdigkeit untergraben. Es wäre besser, Hilfe direkt seitens der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten zu leisten – und jenen entgegenzutreten, die Moskau gerne seinem Schicksal überlassen würden.
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