Die Wochenvorschau von Bert Schulz: Willkommen im geschrumpften Berlin!
Schön, dass Sie noch da sind! Also hier, in der Stadt, und nicht an der Ostsee, der Riviera oder der Schwarzmeerküste. Denn es gibt ja keine schönere Zeit in Berlin als diese ersten drei bis vier Wochen der Sommerferien.
Die Stadt ist ruhig, präsentiert sich schön entspannt – was sofort positiv aufs Gemüt schlägt. Die Straßen sind leer, Rad fahren macht plötzlich Freude, Autofahrer finden selbst im Altbaukiez flott einen Parkplatz. Die wachsende Stadt mag zwar ökonomisch kommod sein – das im Sommer schrumpfende Berlin aber ist eine Wonne. Wer da wegfährt, ist zu bedauern.
Und natürlich gibt es – allen Terror- und Amok- und Trump- und Erdogan-Meldungen zum Trotz – das Sommerloch weiterhin. Es artikuliert sich etwas anders als durch halb gare Tiermeldungen. Im Maileingang etwa herrscht Leere, das Lieblingstheater ist zu, das Telefon klingelt seltener, und noch seltener geht jemand ran. Luft genug also zum Ausspannen und Zeitunglesen.
Am Dienstag fällt nach über 60 Stunden Verhandlung das Urteil im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Silvio S. in Potsdam. Viel wurde über dessen Psyche spekuliert, gesagt hat er fast nichts. Dem 33-Jährigen droht lebenslange Haft, zudem hat der Staatsanwalt Sicherungsverwahrung sowie das Feststellen von besonderer Schwere der Schuld beantragt.
Am Donnerstag verkündet die Behörde mit dem schönen Namen Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit ihre neueste Statistik, sprich die Arbeitslosenzahlen für Juli. Ziemlich sicher werden die Daten gutes Wahlkampffutter sein für Senatorin Dilek Kolat (SPD), die ja auch für Arbeit zuständig ist.
Für Hertha-Fans ist ebenfalls am Donnerstag das Warten vorbei. Da spielen Berlins beste Kicker ihr Hinspiel der Europa-League-Qualifikation gegen Brøndby IF aus Kopenhagen. Achtung: nicht im Olympiastadion, sondern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg.
Danach unbedingt weiter entspannen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen