Die Woche: Wie geht es uns, Herr Thadeusz?
Was Mehdorn im Fernsehen machen sollte, Fledermäuse im All suchen und Opel mit Nordkorea zu tun hat.
Jörg Thadeusz modieriert im RBB Fernsehen die Gesprächssendung "Thadeusz" und vertritt in dieser Woche Friedrich Küppersbusch.
taz: Herr Thadeusz, was war schlecht in der letzten Woche?
Jörg Thadeusz: Ich habe versucht, japanisch zu kochen. Das Gericht werde ich unter dem Titel "Osaka Sodbrenner" ablegen und nur noch für Feinde zubereiten.
Was wird besser in dieser?
Hoffentlich ein Gulasch am Mittwoch.
Barack Obama will Managerboni mit 90 Prozent versteuern. Wären 100 Prozent nicht viel vernünftiger?
Ich wünsche mir stattdessen eine neue Rubrik bei "Börse im Ersten" vor der "Tagesschau". In 30 Sekunden wird der "Gierhals des Tages" vorgestellt. Mindestens mit Porträtfoto, von der bildhübschen Anja Kohl immer mit einem "Pfui" abmoderiert.
Eine Fledermaus krallte sich an die Außenwand der US-Raumfähre "Discovery" und hob mit ihr ins All ab, wo sie wahrscheinlich verglühte. Eine schöne Geschichte?
Ich beneide Fledermäuse um ihre Fähigkeit, mit dem Kopf nach unten hängend schlafen zu können. Und es sind wohltuende Gegenentwürfe zur Fassadenwelt einer Heidi Klum. Was bedeutet: Fledermäuse sind nicht im klassischen Sinne gutaussehend, können aber einiges. Toll fliegen, präzise untereinander funken, und sie ernähren sich auch von Mücken. Sind also Feinde meiner Feinde. Dementsprechend trauere ich um jedes Fledermausindividuum. Auch um das Fledertier, das sich in falsch verstandenem Pioniermut eine Karriere als erste Fledermaus im All vorgestellt hat.
Die Opel-Belegschaft will sich am eigenen Konzern beteiligen, um mehr Einfluss auf Entscheidungen zu bekommen. Sollten die Arbeiter den Laden nicht gleich ganz übernehmen? Wird dadurch alles besser?
Auch wenn Nordkorea bestimmt ein schönes Hinterland hat: Ich kann Sozialismus nicht leiden.
Der Streit Steinbrück vs. die Schweizer wurde sehr aggressiv geführt. Warum ist die Beziehung zwischen der Schweiz und Deutschland so belastet?
Wenn ich der Nachbar von Leuten wäre, deren Großväter und Urgroßväter in hundert Jahren zweimal die ganze Welt in Brand gesetzt haben, heute aber immer noch den Besserwisser geben, würde ich mir auch andere Leute zum Gernhaben suchen. Außerdem haben die Deutschen mit der SwissAir ein Schweizer Prestigeobjekt in die Hände eines Österreichers (Wolfgang Mayrhuber, Lufthansa-Chef) gegeben. Das ist unverzeihlich. Ich kenne allerdings eine deutsch-schweizerische Ehe, die liebevoll funktioniert. Es könnte daran liegen, dass keiner der beiden Beteiligten Peer Steinbrück ist.
Morgen wird in Hamburg die Klage eines Sparkassenkunden verhandelt, der auf Anraten in Zertifikate von Lehman Brothers investierte und alles verlor. Wer ist denn da schuld?
In einer tollen Biografie wird die Frau eines Kaufmanns zitiert, dessen Geschäft soeben Pleite gemacht hat: "Hätte mein Mann Särge hergestellt, würden die Leute aufhören zu sterben!" Ist eigentlich der Autoverkäufer schuld, wenn ich mit dem Fahren so sehr überfordert bin, dass ich den Rückwärtsgang nicht kenne?
Der Aufsichtsrat der Bahn wird am Freitag den abschließenden Bericht zur Datenaffäre veröffentlichen. Sollte Hartmut Mehdorn nicht doch allmählich zurücktreten?
Ich habe als Liegewagenbetreuer für ein Subunternehmen der damaligen Staatsbahn gearbeitet. "Denkt dran, die Leute reisen nicht, sondern werden transportiert!", wurden wir damals von einem Vorgesetzten ermahnt. Diese Einstellung begegnet mir als innerlich resigniertem Bahncard-Besitzer immer noch. Bei der Lufthansa durfte ich dagegen sogar in problematischen Momenten noch respektierter Kunde sein. Hartmut Mehdorn soll sofort aufhören. Wir brauchen ihn im Fernsehen. Unverfälschter Zorn, kühne Überheblichkeit und Nussknackercharme, die Hardcore-Talkshow "Hartmut" kann nur ein Erfolg werden.
Frankreich will nach vierzig Jahren plötzlich wieder in die Nato. Pourquoi?
Damit sie in ein paar Jahren, nach einer schwer nachvollziehbaren, komplett innerfranzösischen Debatte, unter lautem Hupen wieder austreten können.
Warum wundert man sich noch über den Papst?
Ich wundere mich auch nicht, wenn Menschen an Geisterbeschwörungsabenden Kontakt mit ihren Ahnen aufnehmen, oder durch Handlesen im Leben Fortschritte machen wollen. Leider ist Herr Ratzinger der einzige Esoteriker, der unter seinem Künstlernamen Stadien füllt.
Oliver Kahn will Manager auf Schalke werden. Soll er?
Er sollte unbedingt in Gelsenkirchen Manager werden. Und dort viele Leute beißen. Die haben es alle verdient.
Und was macht Borussia Dortmund?
Bleibt im Kontrast ein seriös geführter Verein, der zum Glück dem Trainer Klopp vorzeitig den Vertrag verlängert hat. Dem Spieler Valdez wünsche ich allerdings, dass ihm Oliver Kahn im Traum erscheinen möge, wenn er weiter Chancen versemmelt, die andere Profis noch von der Trage reinmachen würden.
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