Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Welt braucht Männer, die SPD ein Wunder und Clement Geld.
Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche? Friedrich Küppersbusch: Langeweile für die Anti-Bombodrom- Initiativen künftig.
Was wird besser in dieser?
Hey … sollen wir sie auf die Deutsche Bank ansetzen?
Panne im AKW-Krümmel, Bundesumweltminister Gabriel wittert den "Atom-Coup". Endlich eine Aufgabe für ihn?
Nach Genesis blieb ein Collins übrig, nach Schröder ein Gabriel, der gleichzeitig trommelt und singt. Dieser hier ergänzt das ohrenkariöse Easy Listening um sein persönliches Schwer Aushalting. Nach drei Jahren Mitklatschen beim Atomkurs Merkels kommt seine plötzliche Fundamentalopposition sacht unvermittelt daher. Grundsätzlich gilt: Die tote Materie Krümmels scheint aus aktuellem Anlass von dem Ehrgeiz ergriffen, nun das Strahlodrom Deutschlands zu werden. Was lange wehrt, wird endlich gut. Ob dabei für Slalom-Siggi auch ein Krümmelchen vom Tisch abfällt oder er nur die Leute auf das grüne Thema schlechthin aufmerksam macht - sein Problem.
Ex-SPD-Superminister Clement findet, "Gabriel betreibt eine demagogische Kampagne". Rache eines Atomlobbyisten?
RWE Power zahlt ein hübsches Aufsichtsratssalär an Clement - dabei würde der solche Krachersätze jederzeit gratis raushauen. Vom Unnütz-anderer-Leute-Geld-Rausschmeißen verstehen Energiekonzerne also wirklich was. Clement sagte beim SPD-Austritt, er "sehe Platz für eine sozialliberale Kraft in Deutschland", die er selbstverständlich unterstützen würde. Der Platz könnte Krümmel sein, das Gelände kann man gut sichern.
SPD-Chef Müntefering glaubt, "wir werden eine erfolgreiche Wahl erleben". Realitätsverlust?
Nein, Strategie. Die SPD hat kein Erfolgsversprechen an potenzielle Wähler. Rot-Rot-Grün traut sie sich nicht. Rot-Gelb-Grün sagt die FDP vorbeugend ab, Rot-Grün reicht nicht - bleibt Schwarz-Rot. Heißt, die SPD muss die Leute locken mit dem Geständnis: Wählt SPD, damit Merkel weiterregiert. Oder eben: Frank-Walter muss Vizekanzlerin bleiben. Und bevor man diesen rhetorischen Selbstmordanschlag plakatiert, kann man doch lieber was Lustiges erzählen.
Den Genossen droht doch ein Debakel bei den Wahlen, oder?
Es wird die letzte Bundestagswahl sein, bei der die SPD ein Zusammengehen mit der Linkspartei ausschließt. Das ist der entscheidende Schritt nach vorne. Steinmeier rackert redlich; je politischer er wird, desto härter wird er fürs Nicht-mehr-netter-Außenonkel-Sein abgestraft. Das war genauso absehbar wie die Kleingeistigkeit, mit heiterem Wowi-Bashing sich den einzigen verfügbaren Kandidaten wegzutreten, der den Drachen Rot-Rot hätte reiten können. Es wird die letzte Rache von Schröder und Lafontaine sein. Die SPD kann so nicht und nicht mehr.
Nach Berichten über Stasi-Mitarbeiter im öffentlichen Dienst haben Opferverbände neue Überprüfungen verlangt. Ist das sinnvoll?
Mir träumt noch immer von einer innerostdeutschen Auseinandersetzung und Beschlussfindung. Ein Haufen westdeutscher Karrieristen und Wichtigheimer, die noch nie Rechenschaft ablegen mussten über die ganzen "Kompromisse" und "Zugeständnisse", die sie nach "oben" brachten, sitzt über Ostbiografien zu Gericht. Herr Aust, Sie haben ein Pornoheft gemacht, bevor Sie Gysi vernichten wollten? Frau Merkel, Sie waren FDJ-Sekretärin? Ihre Partei hat den hohen NSDAP-Funktionär Kiesinger zum Kanzler gemacht? - Es tut mir leid, das Einzige, was ich als Wessi helfen kann, ist, die Schnauze zu halten.
Wissenschaftler aus Newcastle haben nach eigenen Angaben weltweit erstmals menschliches Sperma im Labor erzeugt. Werden Männer entbehrlich?
Nein. Im nächsten Schritt soll aus einer entkernten männlichen Zelle ein Ei und aus einer getunten weiblichen Zelle eine Samenzelle gemacht werden. Das daraus gezeugte Kind kann man ja immer noch wegwerfen. Die Newcastler Forscher wollen dann auf einem Kongress ("Gott - ne Pfeife im Vergleich zu uns") ihre Ergebnisse vorstellen, im Hotelkiosk den neuen Playboy kaufen und dann wieder im Labor menschliches Sperma erzeugen.
Bundesfinanzminister Steinbrück hat die beschlossene Rentengarantie scharf kritisiert. Der jetzigen Rentnergeneration gehe es "so gut wie niemals einer zuvor". Wirklich?
Was wählen die Mümmelbacken auch immer CDU, hm? Steinbrücks Kalkül ist doch clever: Die Rentner werden empört nicht SPD wählen. Die Jungen fänden es schamlos, aus Neid SPD zu wählen. Er bekommt noch weniger Stimmen und kann früher in Rente. Respekt, Alter.
Was macht eigentlich Borussia Dortmund?
Die örtliche SPD plakatiert das besitzanzeigende Fürwort "Unser Dortmund - unsere Heimat", die CDU-FDP-Opposition bewirbt ihren gemeinsamen OB-Kandidaten mit "Klären - was Dortmund braucht". Na ja, noch n Stürmer, nehme ich an. Jedenfalls, der BVB kauft die wenigen restlichen freien Plakatwände und lässt mich wissen, die Jubiläumssaison gehe "nicht ohne Dich". Ich meine - wem würden Sie glauben?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Morde von Aschaffenburg
Dem Horror entkommen
Trumps Forderungen und die Bundeswehr
Aus lauter Angst
Probleme der „Tagesschau“
Flaggschiff in Schieflage
Merz’ Forderungen nach Aschaffenburg
Von Angst getrieben
Sportunterricht für den Ernstfall
Kinder zum Krieg erziehen
Friedensbewegung heute
Gespalten und orientierungslos