Die Werbepause: Alle weiß. Is nich egal
U-Bahn-Fahren in Berlin ist immer ein Happening. Der Typ, der Döner isst, die neuen Möbel auf dem Weg in die WG, die Beziehung, die in einem lauten Telefonat ihr Ende findet, das Pony im Fahrradabteil, Passagiere ohne Hose oder aufwendig kostümiert. Alltäglich.
Eine Werbefirma hat nun all das in Reklame für die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) verwandelt. Der Musiker Kazim Akboga tanzt als Kontrolleur verkleidet durch Bus und Bahn und singt eine umgedichtete Version seines YouTube-Hits „Is mir egal“.
Er trifft Punks mit Jahreskarte, einen als Automaten verkleideten Schwarzfahrer, einen Mann mit Pferd, zwei aufeinandersitzende Männer in LederSjacken ... „Is mir egal“, wiederholt er immer wieder.
Hier sitzt Berlin in seiner ganzen Vielfalt – aber nicht ganz. Denn im Clip kommen nur weiße Berliner vor. Die einzigen People of color sind die Mexikaner in riesigen Sombreros, die – wie auch Akboga – Musik machen.
„Die Botschaft ist: Es ist egal, wie du aussiehst, wo du herkommst“, sagte eine BVG-Sprecherin zu Spiegel Online. Nur scheint beides nicht wirklich egal zu sein. Die gezeigten Abteile sind so segregiert wie ein Bus in den USA der 1950er Jahre. Bis auf Akbog selbst, niemand, dessen Haut dunkler ist als eine geschälte Kartoffel.
Dass sie vergessen wurden, ist rassistisch – wenn auch wahrscheinlich unabsichtlich. Klar, das ist eine andere Liga als gewalttätige Neonazis oder biologistische AfDler. Aber Ausgrenzung fängt nicht bei einer Tracht Prügel an. Nur wenn nichtweiße Deutsche unsichtbar gemacht werden, können sie als Eindringlinge angefeindet werden. Das is nich egal. Lalon Sander
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