Die Wahrheit: Warum Fischer seine Frau verliert
Die Süddeutsche Zeitung meldete jüngst: "Joschka Fischer, 63, früherer Außenminister, joggt wieder." ...
... Das ist eine gute Nachricht, wenn man an die Wölbungen denkt, die sich an Fischers Körper abgelagert haben. Alarmstimmung dürfte hingegen bei Fischers momentaner Ehefrau herrschen - die wievielte sie ist, wissen Bunte-Leser und Hofjournalisten.
In Buchform hat Fischer das Verhältnis zwischen seinen Frauen und dem Laufen dokumentiert ("Mein langer Lauf zu mir selbst", 1999). Die Frauen haben zwar in seinen Schriften keinen Namen und noch nicht einmal eine Nummer, aber Fischer ließ damals wissen: "Allzu oft weisen Gewichtsprobleme auch auf tiefergehende psychologische Konflikte hin." Diese Konflikte enden im Hause Fischer in der Regel damit, dass die Frauen ausziehen, weil sich der Hausherr zum "radikalen körperlichen Umbau" entschließt.
Die "dramatische Veränderung" des Körpergewichts hat bei Fischer viele Ursachen. Als er von 1985 bis 1987 hessischer Umweltminister war, führte das zur "schnellen Zunahme meines Übergewichts". Auch "die Verantwortung wurde immer drückender" und reizte zum Essen und Trinken. Der Tag begann mit "Bratkartoffeln zum Frühstück". Das mündete zügig in die Trennung von einer Ehefrau.
Fischer ging in sich und stellte ultimativ die "innere Machtfrage" - Fressen und Saufen oder Laufen? Er entschied sich für Letzteres: "das Auswechseln und völlige Neuschreiben meiner personalen Programmdiskette". Mit dem Laufen verging der Appetit, denn "durch den Lauf verbindet sich alles zu einer großen Harmonie des eigenen Ich" im "inneren Dialog mit mir selbst". Dabei beschäftigt das Innere Fischer beim "persönlichen Umbau" praktisch rund um die Uhr - von der "inneren Machtfrage" bis zum "inneren Schweinehund".
Die Meldung der SZ kann also gelesen werden als eine chiffrierte Botschaft an die aktuelle Ehefrau oder als öffentliches Selbstgespräch: Bevor der neue Lauf zu sich selbst abgeschlossen sein wird, bleiben hinter Fischer ein paar "zurückgelassene Rollmöpse" auf der Strecke. Wahrscheinlich meint Fischer "personeller Umbau" - also Personalwechsel -, wenn er "persönlicher Umbau" sagt. Betrachtet man die Konjunkturen seiner Ehen, gewinnt die These an Evidenz.
Solcher Personalwechsel ist bei Fischer - wie der Wechsel vom Fressen und Saufen zum Laufen und wieder retour - "durch unsere Biologie bestimmt und eben keine Sucht", sondern für "Lauftiere" wie ihn eine "eherne Notwendigkeit".
Aber auch die Zuwendung des Lauftiers Fischer zum Marathon war nur etwa so erfolgreich wie seine Ehen. Über mittelmäßige Zeiten um die vier Stunden herum, worüber Marathonläufer, je nach Temperament, schweigen oder lachen, ist er nie hinausgekommen. Der Umbau Fischers vom Dicken zum Schlanken ist gelungen - zum ernstzunehmenden Läufer hat er es nie geschafft. Aber wenn nicht alles täuscht, gibt es bald ein zweites Büchlein über den "Lauf zu mir selbst" - und eine neue Frau im Hause Joschka Fischer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren