Die Vorzeige-Kaffeemaschine Kamira: Ist heiß und sorgt für Ärger

In der taz wurde eine Kaffeemaschine positiv erwähnt. Der Text war nicht von uns – und die Maschine ist umstritten.

Da steht sie ganz unschuldig in der Küche der sonntaz-Redakteurin. Bild: taz

Am 22. Juni 2013 fand weltweit der „Impact Global Journalism Day“ statt. An diesem Tag tauschten verschiedenste Zeitungen Artikel aus und druckten sie ab. Auch die taz beteiligte sich, schickte Artikel in die ganze Welt und veröffentlichte Artikel der Kooperationszeitungen. Darunter auch einen des Journalisten Giuseppe Bottero, der in der italienischen Zeitung La Stampa über die Kaffeemaschine Kamira geschrieben hatte. Auch die französische Zeitung Le Monde druckte Botteros Artikel.

In seinem Artikel mit dem Titel „Ist heiß und kann was“ beschrieb Giuseppe Bottero „Italiens Vorzeige-Kaffeemaschine“ Kamira, eine Erfindung von Nino Santoro. In höchsten Tönen schwärmte der Autor von der „grünen Seele“ des Erfinders, von der Qualität des hergestellten Kaffees, von der Einfachheit der Maschine und den preislichen Vorteilen im Gegensatz zu herkömmlichen Geräten.

Beim Test durchgefallen

Die taz hatte den Original-Artikel übernommen, da es sich um ein Ausnahme-Projekt handelte und die gesamte Zeitung unter dem Einfluss des „Impact Global Journalism Day“ stand. Keiner aus der Redaktion hatte die Maschine getestet. Normalerweise schreibt die sonntaz bei eigenen Produkttests die Herstellerhinweise und Bezugsmöglichkeiten ans Ende des Textes. Das war diesmal nicht der Fall, weil der Artikel unverändert abgedruckt worden war. Kurz darauf erreichten uns zahlreiche LeserInnenbriefe, die sich über die Kamira informieren wollten. Eine sonntaz-Redakteurin empfahl daraufhin die Internetseite des Herstellers. Auch aus Frankreich wurde nach der Veröffentlichung des Artikels über ein hohes Interesse an der Kaffeemaschine berichtet. Was die Redaktion nicht wusste: Bereits vor zwei Jahren hatte eine Mitarbeiterin aus dem taz Shop die Kamira bestellt, um sie für den Shop zu testen. Leider fiel die Maschine durch: Der Kaffee war nicht heiß und nicht stark genug. Folglich wurde die Kamira nicht ins Sortiment des taz Shops aufgenommen. Hätte die sonntaz das gewusst, wäre der Artikel aus der La Stampa höchstwahrscheinlich nie bei uns erschienen...

Hans Weber in seiner Küche mit dem Wiedergutmachungsgeschenk. Bild: privat

Enttäuschter Leser

Doch die Never-Ending-Story rund um die Kamira ging noch weiter: Ein treuer taz-Leser hatte sich nach dem überschwänglichen Artikel die Kamira aus Italien bestellt. Und wurde bitter enttäuscht. Hans Weber schickte in seiner Wut gleich die ganze Maschine per Post zur taz – mit einem Brief, dass die Maschine nichts tauge.

Oh je. Was nun? Die taz selbst hatte die Maschine nicht empfohlen, hatte jedoch ungeprüft den Artikel aus der La Stampa übernommen ... Willi Vogelpohl, Leiter der taz-Werbeabteilung, machte Hans Weber schließlich ein Angebot zur Entschädigung: Zwei Latte Macchiato-Gläser, ein Paket tazpresso und die berühmten taz Brownies.

Zur Erleichterung aller schrieb Hans Weber daraufhin: „Lieber Herr Vogelpohl, danke für die schnelle Reaktion. Angebot angenommen. Die Maschine dürft ihr trotzdem behalten und als Synonym für 'Made in Italy' nebst lausigem Artikel aus der La Stampa ausstellen. Herzliche Grüße aus Osnabrück Hans Weber. P.S. Noch etwas Positives zum Weiterleiten an die entsprechende Abteilung: Die digitale TAZ als e-paper war im Urlaub in der Normandie immer, auch unter schwachem WIFI-Signal leicht runterzuladen im Gegensatz zu unserer örtlichen Tageszeitung (NOZ-Neue Osnabrücker Zeitung) die wir meist, wenn überhaupt, nur unter Mühen auf unser ipad geladen bekamen.“

„Sie ist eine Diva“

Die zurückgeschickte Kamira steht nun bei der sonntaz-Redakteurin, die die zahlreichen LeserInnen-Anfragen beantwortet hatte. Sie sagt: „Die Kamira ist eine Diva. Sie hat ihre guten und ihre schlechten Tage. Mit sehr viel Zucker ist der Kaffee genießbar... Manchmal produziert sie aber auch nur braunes Wasser.“

Nicola Schwarzmaier