Die Vorschau: Eine ganze Sinfonie für zehn Finger
■ Stephan Möller wagt sich an das Non plus ultra für Klavier: Beethovens Neunte
„Piano Adventures“nennt Ingo Ahmels seine Reihe mit bedeutender Klaviermusik. Aber für keines der Konzerte paßt dieser Titel so gut wie für das nächste, das zehnte Abenteuer: Die neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven auf dem Klavier – übertragen von Franz Liszt, gespielt von dem Wiener Pianisten Stephan Möller.
Franz Liszt, der wohl berühmteste Pianist des 19. Jahrhunderts, dem die Damen so zu Füßen lagen, daß sie reihenweise ohnmächtig wurden, bearbeitete fast alles, was ihm unter die Augen und Hände kam. Er knüpfte damit an die damals übliche Praxis an, Orchesterwerke über Klavierbearbeitungen bekannt zu machen, entfernte sich aber mit seinem Anspruch weit davon. Er wendet sich „an das Selbstdarstellungsbedürfnis der Pianisten“, sagt Stephan Möller. Denn die Bearbeitungen Franz Liszts zählen pianistisch zum Schwersten der gesamten Klavierliteratur. Und die Spitze davon ist wiederum die Klavierfassung der Neunten – ihrerseits ein Werk hybriden Zuschnitts: Zum ersten Mal in der Geschichte der Sinfonie wurden 1823 Gesangstimmen und ein Chor eingesetzt. Lange galt das Werk als unspielbar.
Heute gibt es Dutzende von hervorragenden Aufnahmen. Was bringt einen Pianisten wie Stephan Möller dazu, sich dieser 70minütigen Tortur zu unterziehen? „Das Stück so zu spielen, wie ich es verstehe. Dafür muß ich nicht Dirigent sein.“In Amerika hat er 1996 schon einen Versuch unternommen, das Werk mit sieben Klavieren und vierzehn Pianisten und Chor aufzuführen. Als Beethoven-Spezialist – Stephan Möller erhielt für seine Interpretation der 32 Klaviersonaten den „Great Artist Award“derUS-Society for Pianists – und begeisterter Virtuose reizt ihn, wie Franz Liszt mit seiner Vorlage umging: „Im letzten Satz stieß er an die Grenzen der Notierbarkeit ... die Vokalstimmen notierte er in einem eigenen System.“Für den heutigen Interpreten heißt das, „daß er die Bearbeitung erst fertigstellen muß“. Stephan Möller vor seinem Abenteuer: „Das Ganze ist auch eine Konditionsfrage, denn das Stück dauert 67 Minuten.“Sicher ist, daß man weit und breit, auf Jahre hinaus derartiges nicht zu sehen – was man angesichts der technischen Schwierigkeiten schon so sagen kann – und zu hören bekommt! usl
Sonntag, 15. März, 20 Uhr im Übersee-Museum
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