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Die Unsicherheit wittert ihre Chance, die Stimmung schmeißt den Job hin und die Grenze hat leichtes SpielDer Joker: A 2

Foto: privat

Eben

von Doris Akrap

Vor zwei Wochen hatte es zum ersten Mal seit Langem nicht geheißen: Auch Deutsche unter den Opfern. Es hatte geheißen: Alle Opfer Deutsche. Und wie reagierte dieses Land? Auf jeden Fall nicht so, als wäre ein Birnbaum auf eine Hundehütte gefallen und hätte dabei drei kaukasische Eichhörnchen, eine deutsche Schäferhündin, vier von ihr adoptierte australische Wellensittichbabys und einen Strauch Hortensien erschlagen. Ein Zyniker, wer denkt, es wären nach einem derartigen Vorfall auf Facebook mehr Trauerbekundungen gepostet wurden als nach dem Mord an 10 deutschen Rentnern? Die öffentliche Trauer um den erschossenen Polizeihund Jethro war jedenfalls größer.

War es Gewöhnung? Oder wollte man wegen 10 toter Deutscher nicht so viel Aufhebens wie bei 130 toten Franzosen machen? Oder lässt die Nation selbst 10 ermordete Deutsche unter den Tisch fallen, bloß damit der Türke alles tut, damit die Flüchtlinge nicht mehr zu uns kommen?

Es wäre zu begrüßen, wenn die nationale Hysterie einfach ausgestorben wäre. Nach dem Auftritt des kollektiven Cholerikers, der sich an den Grapschern von Köln berauschte, dürfte das allerdings noch nicht so weit sein.

Anne Will jedenfalls begrüßte ihre Zuschauer mit dem Spruch: „Ich freu’mich, dass Sie da sind.“ Das hatte vor einem Jahr halb Deutschland zu den Flüchtlingen gesagt. Schon nach weniger als der Hälfte der Dauer einer Fußball-WM witterte allerdings die Überforderung ihr Chance. Bisher hatte sie nur kleinere Rollen in Jobs, unter Müttern und als Gefühl spielen dürfen. Nun fand sie auf der politischen Bühne dankbare Abnehmer. Politiker behaupteten, die Überforderung sei kein subjektives Gefühl, sondern der Grund, weswegen die gute Stimmung ihren Job hingeschmissen habe. Überforderung und Stimmung waren in kürzester Zeit derart überbeansprucht worden, dass nun die Grenze leichtes Spiel hatte.

Also A2. Wer da nun wen übers Ohr haut ist Sache der Experten. An dieser Stelle ist der Platz vorgesehen für die investigative Recherche, ob nicht doch wieder Hitler hinter allem steckt. Und siehe da: Die A 2 ist eine von den berühmten Dingen, die gemeint sind, wenn es heißt, dass nicht alles schlecht war unter Hitler. Und 1971 wurde sie offiziell Transitzone und in der DDR als „T“ bekannt.

Klöcknermerkels Plan A 2 wird so interpretiert, dass er die als rechtlich bedenklich abgelehnte Idee der Transitzone für Flüchtlinge wieder verhandlungsfähig macht. Der Plan ignoriert also erneut alle Erkenntnis darüber, dass Flüchtlinge alles tun werden, um nicht auf dem Balkan oder in ihren Herkunftsländern zu verhungern oder ermordet zu werden.

Mir fällt dazu Brechts Lied von der Unzulänglichkeit ein. Kennse nich?

Ja, mach nur einen Plan!

Sei nur ein großes Eijeijeij?

Und mach dann noch ’nen zweiten Plan

Und nenn ihn A 2.

Denn für dieses Leben

ist der Mensch nicht schlau

genug

niemals merkt er eben

allen Lug und Trug.

Eben!

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