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■ Die Südbrücke OberhavelIns Wasser geplumpst

Nach den Exerzierplatzphantasien für den Pariser Platz oder der Blockromantik für die Friedrichstadt werden in Berlin nun auch Verkehrsbauwerke auf dem Altar rückwärtsgewandter Bauideale geopfert. Die größte Brücke der Stadt, die 270 Meter lange „Südbrücke Oberhavel“, so entschied gestern die Jury, soll ein plumper „langsamer“ Brückenbau werden. Pfeiler, so fett wie Bastionen, Granit und Mauerwerk, so rustikal wie die südlich gelegene Zitadelle, und eine quadratische Lichthaube, ähnlich einem Leuchtturm, werden die Verbindung zwischen den geplanten neuen Stadtteilen der „Wasserstadt Spandau“ weithin sichtbar machen. Schlimmer noch: Die gedrunge Form erinnert fatal an die schweren Übergänge des Mittelalters, der gleichgeschaltete Stützenrhythmus an den steineren Takt totalitäter Architektur.

Sind Brücken nicht das genaue Gegenteil? Spiegeln sich nicht in ihnen Bilder riskanter Balance, der Überwindung von Schwerkraft, der leichten Konstruktion? Die historisierenden Bauwelten der „Südbrücke Oberhavel“, die der Handschrift des Architekten und nicht der der Ingenieure zu verdanken sind, verkennen ihre eigene Bedeutung. Statt kühner Bogen für das pulsierende Leben zwischen den Stadtteilen zu sein, dümpelt die Brücke schwerfällig vor sich hin. Statt eleganter Schwünge plumpst der stoische Bau ins Havelwasser. Daß städtische Brücken mehr sein können als steinerne Retrospektiven, veranschaulicht ein Blick über den Berliner Blockrand. Wer mag sie nicht, die immer noch modernen Eisenbrücken Eiffels über den Douro in Porto, wer schwebt nicht gern über den schlanken Holbeinsteg aus Stahl von Albert Speer jr. in Frankfurt. Schnell und städtisch. Rolf Lautenschläger

Siehe Bericht auf Seite 19

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