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Archiv-Artikel

Die Show kann weitergehen

Insolvenzverwalter spricht von Weiterbetrieb im Tempodrom für die nächsten zwölf Monate. Auch die Löhne und Gehälter der 35 Mitarbeiter sollen sicher sein. Moessinger und Waehl bleiben an Bord

VON STEFAN ALBERTI

Es wird nicht nur beim Ankündigungsplakat am Eingang bleiben. Die Gipsy Kings können tatsächlich nächste Woche im Tempodrom spielen. Und auch die Dubliners und Patricia Kaas als bislang letzte Konzerte der bis November reichenden Programmvorschau. „Wir gehen davon aus, dass der Weiterbetrieb für die nächsten zwölf Monate gesichert ist“, sagte Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma gestern nach einer Betriebsversammlung. Löhne und Gehälter der 35 Mitarbeiter seien ebenfalls sicher. Köhler-Ma will das Geschäft mit den bisherigen Chefs Irene Moessinger und Norbert Waehl weiterführen.

Gründonnerstag hatte das Amtsgericht Charlottenburg, zuständig für alle Berliner Insolvenzfälle, die Kanzlei von Köhler-Mas Partner Peter Leonhardt als Insolvenzverwalter eingesetzt. Die warf in den vergangenen Tagen einen ersten Blick auf die Finanzen. Fazit: Der Betrieb lasse sich „in vollem Umfang“ aufrechterhalten. Leonhardt hatte 2003 Schlagzeilen gemacht, als er erfolgreich die Insolvenzverwaltung des Traditionsunternehmens Herlitz übernahm.

Moessinger und Waehl als Betreiber der Kulturarena hatten vergangene Woche für ihre „Tempodrom am Anhalter Bahnhof GmbH“ Insolvenz abgemeldet, genauso wie die Stiftung Neues Tempodrom als Eigentümergesellschaft. Die Landesbank hatte zuvor ihre Millionenkredite eingefordert, nachdem der Senat sich gegen einen Verkauf des Tempodroms entschied. Das widersprach Aussagen Waehls, der von der Bank Signale für eine weitere Stundung erhalten haben wollte.

Die Stimmung bei der gestrigen Betriebsversammlung beschrieb Köhler-Ma als „zwar etwas gedämpft“, aber angesichts der Sachlage positiv. Die PR-Arbeiter seiner Kanzlei bemühten dieselbe Schiene. Die Mitarbeiter hätten „neuen Mut schöpfen können“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Von neuem Mut oder Freunde über ein Jahr Arbeitsplatzsicherheit war nichts zu spüren bei dem Dutzend Mitarbeiter, die nach der Versammlung im Tempodrom-Restaurant „Möckernstübel“ zusammensaßen. Keiner mochte sich zu der Versammlung äußern. „Ihr habt uns doch zwei Jahre lang runtergeredet“, war ihre Reaktion angesichts von Kamera und Notizblöcken.

Die Mitarbeiter würden sich durchaus freuen, die seien halt genervt von negativer Berichterstattung, sagte Tempodrom-Gründerin Moessinger der taz. Zu ihrer Zukunft und der des Hauses verwies sie auf den Insolvenzverwalter. „Wie es weitergeht, entscheidet Herr Köhler-Ma“, sagte sie, „ich muss jetzt erst mal in mich gehen.“