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Archiv-Artikel

Die Schnittmenge von Speed-Polka, Reggae, Punk und Tango: „Casino Gitano“ am Freitag im Hafenklang Ein Kontrabass und eine alte Holzkiste

Berlin haben Casino Gitano im Flug erobert. Mit der ersten CD im Rücken schickt sich die zwölfköpfige Combo nun an, den Rest des Landes zu erobern. Die Besetzung der Band ist ungewöhnlich, die Mitglieder stammen aus Mexiko, Schweden, Polen, Frankreich, Spanien und Serbien.

Entsprechend vielfältig klingt auch der Gypsy-Sound, den sie spielen: Unter das Korsett aus traditionellem Folk zwischen Mexiko und Balkan schlüpfen Polka und Tango, ab und zu schimmern punkige Trashreminiszenzen durch. Dafür sorgt vor allem auch die Rhythmussektion, die lediglich mit Kontrabass und dem Cajón, einer alten Holzkiste, auskommt. Gerade ein Jahr ist die Gründung der Bigband her, die mit La Mentira de los Payos auch schon die erste CD vorweisen kann, die bei jelly-records erschienen ist, einem Berliner Kleinlabel.

Entstanden sind Casino Gitano durch einen traurigen Zufall. Als ihr Freund Logo Lard am Guillain-Barré-Syndrome erkrankte, wollten die beiden Gitarristen Sancho und Pancho in eigener Regie ein Solikonzert auf die Beine stellen. Ursprünglich wollten sie selbst dabei gar nicht in die Saiten greifen, doch als eine Rockband absagte, entschlossen sich die beiden, selbst auf die Bühne zu gehen – unterstützt vom Percussionisten Eddie mit seinem Cajón und den drei tanzenden Königinnen namens Ivana, Carmen und Christina.

So zumindest die Geschichte, die Casino Gitano auf ihrer Webseite erzählen. Die drei Bailareynas, die Tanzköniginnen, bürgen seit dem ersten Auftritt vom 13. Juni letzten Jahres für die explosive Liveshow, bei der gesteppt wird, bis das Parkett qualmt. Allerdings hat sich die Urbesetzung seitdem erweitert, und die Zusammensetzung kann sich so schnell ändern, wie die Band die Rhythmen variiert.

Unterstützt wird Casino Gitano am Freitag von Aztekanayas, einer deutsch-mexikanischen Band, die mit ihrem Latin-Freestyle ganz gut zum Sound der Bigband passen. HipHop, Merengue, Metal, Disco und was es sonst noch an Genres gibt, werden in den Mixer geworfen, mit durchaus tanzbarem Ergebnis. Und wer noch nicht genug hat, ist bei den DJs vom Kumbancha Soundsystem gut aufgehoben.

Knut Henkel

Freitag, 22 Uhr, Hafenklang