Die SPD und die Ruhrgebietsreform : Schlechte Verlierer
Endlich! Die Landesregierung setzt ihr Wahlversprechen um – und macht Schluss mit der Teilung des Ruhrgebiets in drei Regierungsbezirke und zwei Landschaftsverbände, neben denen dann noch ein weitgehend unbedeutender Regionalverband namens RVR schwebt. Der ist künftig allein für die Regionalplanung im Revier zuständig. Für den größten Ballungsraum Europas ist das ein längst überfälliger Schritt. Das Ruhrgebiet mit seinen 5,3 Millionen Menschen kann nur vereint aus der Krise finden.
KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA
Denn bisher beherrschten Kirchturmdenken und Provinzialität die Metropole Ruhr, die sich in Größe und Einwohnerzahl durchaus mit London oder Paris messen kann – von Berlin ganz zu schweigen. Nicht miteinander, sondern in Konkurrenz stehend, versuchten die Oberbürgermeister der zumeist SPD-regierten Städte und Kreise, die gemeinsamen Probleme der Region zu bekämpfen. Ob bei der Ansiedlung neuer Unternehmen, der Kultur oder beim Verkehr: Ein neues Einkaufszentrum, ein neues Konzerthaus, ein neuer Bahnhof weckten sofort die Begehrlichkeiten der Nachbarn. Die Folge: In der Region gedieh prächtiges Mittelmaß – Projekte von internationaler Strahlkraft blieben selten im Ruhrgebiet. „Ich habe keine Lust, Bürgermeister eines Vororts von Essen zu werden“ – nichts drückt den Kleingeist mancher Sozialdemokraten besser aus als dieses öffentliche Statement des Dortmunder Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer.
Wenn die SPD jetzt aufschreit und die überfällige Verwaltungsreform sogar als undemokratisch kritisiert, beweist das nur eines: Die Sozialdemokraten sind schlechte Verlierer. Denn die SPD-geführten Landesregierungen haben die Konkurrenz der Städte des Reviers jahrzehntelang geschürt, jedes noch so unsinnige, weil bereits vorhandene Projekt mit der Gießkanne gefördert – wohl aus Angst vor einem zu starken Ruhrgebiet.