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Archiv-Artikel

Die Protestbewegung der Latino-Einwanderer verunsichert die USA Das Muskelspiel der Hispanics

Seit Wochen ringt der US-Senat darum, illegalen Einwanderern im Lande zu ermöglichen, unter bestimmten Auflagen die US-Staatsbürgerschaft zu erhalten. Präsident George Bush, der das Vorhaben ursprünglich unterstützte, hält sich nun jedoch zurück, da er sich nicht auch noch an diesem Thema die Finger verbrennen möchte.

Dafür gehen seit Wochen immer mehr Latinos auf die Straße, um für die Legalisierung zu demonstrieren. Ob daraus eine neue Bürgerrechtsbewegung wird, bleibt noch abzuwarten. Doch was sich schon vor dem Arbeitsboykott zum 1. Mai zeigte, ist die ökonomische Macht, die die Migranten aus Mittel- und Südamerika mittlerweile besitzen: Allein die Aussicht, dass die offiziell rund 40 Millionen Latinos in den USA einen Tag lang nicht zur Arbeit kommen würden, zwang im Vorfeld so manchen Konzern zur Krisensitzung.

Dabei ist die Protestbewegung in sich gespalten. Nicht unbegründet ist die Angst vieler Hispanics, die fürchten, mit solchem Muskelspiel tief sitzende Ängste vieler US-Amerikaner zu wecken. Denn immer offener wird im klassischen Einwanderungsland USA gefordert, die Grenzen zu schließen und illegale Einwanderer einfach außer Landes zu deportieren. Sowohl Republikaner als auch Demokraten sind in dieser Frage gespalten.

Je näher die Wahlen zum US-Kongress im November rücken, desto deutlicher versuchen manche Politiker, aus der Angst vor unkontrollierter Latino-Einwanderung Kapital zu schlagen. Insbesondere der rechte Flügel der Republikaner um den Vorsitzenden des Justizausschusses James Sensenbrenner schürt Ressentiments gegen die billigen Arbeitskräfte. Er hat eine Gesetzesinitiative eingebracht, die eine Deportation aller rund 12 Millionen illegalen Einwanderer und deren Strafverfolgung vorsieht – ein Plan, dem auch manche Demokraten etwas abgewinnen können.

US-Präsident Bush erntet nun die Folgen der Angst, die er mit diffusen Feindbildern und seinem „Krieg gegen den Terror“ gesät hat. Die US-Öffentlichkeit ist zutiefst verunsichert und droht nun ausgerechnet jene zu bestrafen, denen sie ihre boomende Wirtschaft und billige Dienstleistungen verdanken. ADRIENNE WOLTERSDORF