heute in bremen : „Die Nazis förderten Homöopathie“
Eine Ausstellung am Krankenhaus-Museum widmet sich der Geschichte der Homöopathie
taz: Herr Tischer, die Geschichte der Homöopathie – ist daran etwas besonders bremisch?
Achim Tischer, Leiter des Krankenhaus-Museums: Ja, denn es gab in Bremen eine der wenigen homöopathisch-biologischen Kliniken in Deutschland, am damaligen „Großen Krankenhaus“ in der St.Jürgen-Straße.
Wann wurde die gegründet?
Die Klinik gab es von 1936 bis 1969, mit Unterbrechungen während des Krieges.
Das heißt, die Nazis hatten nichts gegen Homöopathie?
Nein, ganz im Gegenteil. Die Klinik konnte gegründet werden, weil die NS-Gesundheitsverwaltung daran ein großes Interesse hatte und solche Einrichtungen nachhaltig gefördert hat.
Wie kommt das?
Das ist in der Tat ein wenig widersprüchlich. Denn die Homöopathie konzentriert sich in ihrem Ansatz ganz stark auf das Individuum, um die spezifischen Symptome eines Einzelnen. Das passt nicht zu der NS-Gesundheitsideologie, die auf die Volksgesundheit ausgerichtet war. Andererseits gab es aber dieses große Interesse für Alternativen zur Schulmedizin, was bestimmt auch daran lag, dass jemand wie Rudolf Heß ein Anhänger der Homöopathie war.
Weswegen wurde die Klinik geschlossen?
Weil der Leiter der Klinik in Ruhestand ging. Ob die Gesundheitsbehörde keinen Nachfolger fand, wie sie sagte, oder keinen finden wollte, weil zu der Zeit die Apparate-Medizin vorherrschend war, ist nie untersucht worden. eib
„Homöopathie. Eine Heilkunde und ihre Geschichte“: 18.1. bis 12.4. im Krankenhaus-Museum, Züricher Straße 40. Gesprächsrunde zur homöopathischen Klinik: 7.2., 16 Uhr