: Die Linke ist langweilig
betr.: „Ein bunter Kessel Linkes“, taz vom 30. 4. 07
Über den Artikel habe ich mich ziemlich geärgert. Nicht für die ReferentInnen der Veranstaltung war alles klar, nämlich dass der „Feind“ „die da oben“ sind, sondern für Ihren Autor Herrn Hartmann. Statt zuzuhören, war der Abend eher Bebilderungsmaterial für sein Urteil über den Zustand der Linken: Diese ist langweilig, verschwörungstheoretisch und erklärt die Welt immer noch mit der Schwarzweißschablone „die da oben, wir hier unten“. Dabei handelten mindestens drei Beiträge davon, dass der Feind nicht „die da oben sind“, sondern dass es gerade die internalisierten und sich zu Eigen gemachten Zwänge der Linken so schwer machen, Widerstand zu organisieren.
„Diskussionen oder gar Kontroversen waren bei dieser Veranstaltung allerdings nicht so gefragt.“ Doch, die waren gefragt, nur eben nicht in der Form einer langweiligen Podiumsdiskussion. Diskussion und Kontroverse sollten nicht auf dem Podium simuliert, sondern mit den ReferentInnen in der Bar ausgetragen werden. Hat sich Herr Hartmann die Mühe gemacht, Referenten anzusprechen und zu widersprechen? Die Möglichkeit war gegeben! Auch scheint der Autor den Charakter der unterschiedlichen Statements nicht mitbekommen zu haben. Dies war schließlich keine Univorlesung. So hat Silke van Dyk nicht als Soziologin gesprochen, sondern als Aktivistin. Es ging nicht darum, die Welt zu erklären, sondern Rechenschaft über die eigene Praxis abzulegen. Selbstkritisch.
Diffamierend wird es, wenn Hartmann Raul Zelik unterstellt, wie die Hisbollah zu argumentieren und den Grund für den „weltweiten Terror“ in den Geheimdiensten zu sehen. Denn der Punkt, um den es Zelik ging, kommt in der Darstellung des Herrn Hartmann überhaupt nicht mehr rüber. An einigen Beiträgen hätte es durchaus etwas zu kritisieren gegeben. Aber für eine formulierte Kritik bedarf es eben eines Arguments. Für einen Autor, der von vornherein klar hat, was er zu schreiben gedenkt, bedarf es jedoch keines Arguments, sondern nur einer Gesinnung. INGO STÜTZLE, Berlin