■ Die Gurke des Tages: Albin Killat
Es ist doch ein Kreuz mit Albin Killat. Kaum geht es um die Wurst, fällt er auf den Bauch. Mit zehn entdeckte er seine Passion für das Kunstspringen, seitdem hüpft der mittlerweile Dreißigjährige versiert wie ein Frosch von den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten. Doch immer wenn der große Triumph greifbar nahe scheint, versagen die Nerven. Plump wie eine totgeschossene Wildente platscht er dann ins Wasser, daß die Spritzer noch die Blöcke der Kampfrichter benetzen. Die sehen das nicht so gern, aus ist es mit der Goldmedaille. So war es bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, als er, an zweiter Stelle hinter dem uneinholbaren Greg Louganis liegend, mit einem verpatzten siebten Sprung Silber und Bronze verpaßte; so war es bei der WM 1991 in Perth, als er nach dem siebten Sprung an der Spitze lag, dann den Auerbach-Salto vermasselte, aber immerhin Bronze gewann, und so war es auch jetzt in Barcelona. Bis zur siebten Runde lag er wieder vorn, dann eine wacklige Landung und ein lupenreiner Bauchklatscher im vermaledeiten achten Durchgang — Absturz auf den zehnten Platz.
„Positiv auffallen“, lautet das Lebensmotto des Münchners, der, wenn er gerade nicht springt, am liebsten dadurch negativ auffällt, daß er mit dem Motorrad durch die Gegend braust und danach trachtet, sich das Genick zu brechen. Zweimal wäre ihm das beinahe gelungen. „C'est la vie“, sagte der Ex- Soldat mit dem schlichten Gemüt nach dem Flop von Barcelona und kündigte an, daß dies seine letzten Olympischen Spiele gewesen seien und er sich fortan dem neuerlernten Schreinerberuf widmen wolle.
Albin, das kannst du uns unmöglich antun! Halte durch! Irgendwann klappt es schon noch mit dem Olympiagold. Wenn nicht 1996 in Atlanta, dann im Jahre 2000 in Sydney. Positiv auffallen! Andernfalls: hopp, hopp, Bauchklatscher ins Gurkenglas. Matti
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