: Die Arbeitslosen in Ostdeutschland holen die Statistik ein
Berlin (dpa) — Die Zahl der Arbeitslosen in Ostdeutschland ist nach einem Bericht der 'Berliner Morgenpost‘ im Januar sprunghaft gestiegen. Die Bundesanstalt für Arbeit habe weitere Arbeitsplatzverluste für fast 300.000 Beschäftigte registriert. Damit sei die Arbeitslosenzahl in den neuen Bundesländern und in Ost-Berlin im Vergleich zum Vormonat um mehr als fünf Prozent auf rund 17 Prozent gestiegen.
Ursache für den sprunghaften Anstieg seien Kündigungen, die zum 1.Januar ausgesprochen wurden und deshalb in der Statistik zum Jahresende noch nicht erfaßt waren. Außerdem habe sich die Berechnungsgrundlage geändert. Während die Bundesanstalt für Arbeit früher von 8,82 Millionen Erwerbsfähigen in der ehemaligen DDR ausgegangen sei, werde nun eine Zahl von 7,9 Millionen zugrunde gelegt. Damit werde auch die Arbeitslosenquote automatisch höher.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, geht nach dem Bericht der Zeitung davon aus, daß das tatsächliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland noch größer ist. Er vertritt demnach den Standpunkt, von den 7,9 Millionen Erwerbsfähigen müßten rund 400.000 Vorruheständler, 200.000 Übersiedler in die alten Bundesländer und eine „stille Reserve“ von weiteren 300.000 Arbeitslosen abgezogen werden. Das ergebe eine Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent in Ostdeutschland.
Dreßler geht von einer „Beschäftigungslücke in Größenordnungen von 3,5 Millionen Arbeitsplätzen“ aus, die sich durch Addition der Kurzarbeiterzahlen und der in ABM und Umschulung befindlichen Arbeitnehmer zu den Arbeitslosen ergebe. Er forderte die Bundesregierung auf, ein Konzept vorzulegen, wie diese Beschäftigungslücke durch private und öffentliche Investitionen geschlossen werden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen