■ Die Anderen: Die "New York Times" kommentiert die Lage in Nigeria nach dem Tod des Oppositionsführers Moshood Abiola / Der "Standard" (Wien) schreibt zu Abiolas Tod / "Le Monde" (Paris) befaßt sich mit der Allianz der Börsen...
Die „New York Times“ kommentiert die Lage in Nigeria nach dem Tod des Oppositionsführers Moshood Abiola: Es gibt nur einen einzigen Weg, wie General Abdulsalam Abubakar Nigeria vom Rande des politischen Chaos zurückführen kann, nämlich, sofort sein gestriges Versprechen zur Wiederherstellung der Demokratie einzulösen. Angesichts der Unruhen kann Nigeria nicht abwarten, wie General Abubakar seine Möglichkeiten abwägt. Nigeria braucht dringend eine zivile Übergangsregierung und einen Termin für freie Wahlen. Der Tod Abiolas, des Hoffnungsträgers für eine demokratische Führung, hat jede Toleranz unter den Nigerianern für einen weiter verlängerten Übergang von der Militärherrschaft ausgelöscht.
Der „Standard“ aus Wien schreibt zu Abiolas Tod: Das Volk wird dem Militärregime auf jeden Fall die Schuld am Tod des Oppositionellen geben, weil der schwerkranke Abiola während seiner Haft nicht medizinisch versorgt wurde: Tod durch unterlassene Hilfeleistung, das treibt die Menschen auf die Straße. Mit dem muslimischen Abiola vom Stamm der Yoruba aus dem Südwesten Nigerias starb auch der einzige Politiker, zu dem die rund 75 Millionen Menschen der drei großen Völker – Yoruba, Ibo und Haussa-Fulani – uneingeschränkt Vertrauen hatten. Abiola stand völkerübergreifend für Demokratie, Freiheit, Reichtum und Sicherheit. Jetzt droht der Staat wegen der ethnischen Spannungen zu zerbröseln, obwohl General Abubakar die Militärregierung auflöste, um die Wut des Volkes zu kanalisieren und den Aufstand gegen die Junta abzuwenden. Nun werden Erinnerungen an den Biafrakrieg wach, der im Mai 1967 nach der Sezession der Ostregion Nigerias ausbrach. Das kann sich wiederholen, wenn es nicht gelingt, schnellstens einen Machtausgleich zwischen den großen Völkern zu erzielen. Sonst zerbricht Nigeria.
„Le Monde“ aus Paris befaßt sich mit der Allianz der Börsen in London und Frankfurt/Main: Die unter größtem Stillschweigen vereinbarte deutsch-britische Allianz wird in Paris als Verrat empfunden. Noch vor einigen Monaten hatten der deutsche und der Pariser Terminmarkt mit großem Aufwand ein Kooperationsabkommen unterzeichnet, das Auftakt zu einer noch größeren Annäherung der beiden Finanzplätze zu sein schien und der Londoner City die Vormachtstellung streitig machen sollte. Zweifellos hat Frankfurt früher als Paris erkannt, daß politische Absichten nicht mehr alleine das europäische Finanzgeschehen regieren, nachdem der Euro in die Wege geleitet ist. Die Zeit der Konkurrenz und des Jeder-für-Sich ist gekommen, wo nur noch industrielle und kommerzielle Logik wichtig ist. Wie soll man da dem Marktunternehmen Frankfurter Börse böse sein, wenn es offen Paris mit London „betrügt“, dem größten Börsenplatz in Europa?
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