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■ Die Anderen"Bild", "Westfälischer Anzeiger", "Lübecker Nachrichten" zum Fuußballbundestrainer / "Süddeutsche Zeitung" zur Festnahme von Hans-Joachim Klein

„Bild“ glaubt, daß mit Ribbeck ein medienkompatibler Bundestrainer gewonnen wurde: Erich Ribbeck soll der Nachfolger von Berti Vogts werden. Eine gute Wahl? Auf jeden Fall eine Lösung, mit der alle leben können. Ribbeck hat viel Erfahrung und gilt als anerkannter Fachmann. Er kann mit Stars umgehen. Er war schon einmal beim DFB. Und: Er kennt das Mediengeschäft. Nach den turbulenten Monaten unter Vogts muß es jetzt das erste Ziel des DFB sein, endlich wieder Ruhe in die Nationalmannschaft zu bringen. Dafür ist Ribbeck genau der richtige Mann.

Der „Westfälische Anzeiger“ sieht im Fußball einen Spiegel des deutschen Hangs, Experimente zu vermeiden: Mit uns Deutschen ist das so eine Sache. Entweder sind wir die Größten, das sind wir am liebsten, oder aber die Kleinsten. Das Mittelmaß ist bei uns nicht vorgesehen. Vierter oder Fünfter mögen andere werden. Wir sind entweder Erster oder Letzter. Dazwischen gibt es nichts. Jedenfalls nichts, mit dem wir mental fertig würden. Diese unsere Mentalität mag uns zu Höchstleistungen treiben, sie sorgt aber auch dafür, daß wir, leicht abgerutscht von der Spitze, in einem Jammertal der Reformunfähigkeit versinken. Ärmel aufkrempeln und in die Hände spucken – das können wir nur, wenn wir ganz unten sind. Mittendrin im Feld des Mittelmaßes klammern wir uns ängstlich ans Gehabte. Nur keine Experimente.

Die „Lübecker Nachrichten“ wissen, daß auch Ribbeck nicht als Messias taugt: Immerhin – mit Ribbeck hat der DFB ein Karnickel aus dem Hut gezaubert, das keiner auf der Rechnung hatte. Wenngleich das gewichtigste Argument für den Neuen seine mediale Kompatibilität ist – und Stielike der Mann fürs Grobe. Niemand darf erwarten, daß sich mit dem Duo der deutsche Fußball wie Phoenix aus der Asche erhebt. Zu groß sind die Defizite in Sachen Taktik und Nachwuchs. Bei aller Wertschätzung für Ribbeck, auch er kann Wasser nicht in Wein verwandeln.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hält die Festnahme von Hans-Joachim Klein für Wahlkampf: Im Wahlkampf ist offenbar viel Heuchelei erlaubt. Bundesinnenminister Manfred Kanther lobt die Zielfahndung des Bundeskriminalamtes – gerade so, als habe es den Ex-Terroristen Hans-Joachim Klein ganz überraschend in einem höchst bewundernswerten Coup aufgespürt und gestellt. Bewundernswert ist aber eher die Chuzpe des Ministers. Erstens war der Aufenthalt Kleins, jedenfalls dem Verfassungsschutz, bekannt. Zweitens war offenbar mit Klein in mühseligen Verhandlungen eine Vereinbarung getroffen worden: Der Aussteiger Klein sollte und wollte sich in der kommenden Woche der deutschen Justiz stellen. Die Festnahme ist

also weniger spektakulär denn ein inszeniertes Spektakel.

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