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■ Die AnderenDie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kritisiert das Interesse der Medien an der Aufdeckung von Rechtsextremismus in der Bundeswehr / Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt zu dem möglichen Bruch von Rot-Grün in Düsseldorf / Die dänische Tageszeitung „Information“ kommentiert die Rolle der USA beim Friedensprozeß in Bosnien

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kritisiert das Interesse der Medien an der Aufdeckung von Rechtsextremismus in der Bundeswehr: Was soll der Unsinn? Behauptet jemand im Ernst, die Bundeswehr sei ein Sammelbecken für rechtsextremistische Umtriebe? Es gibt in Deutschland 340.000 Soldaten, davon sind 135.000 Wehrdienstleistende. Darüber hinaus sind bei der Bundeswehr noch etwa 145.000 Zivilisten beschäftigt. Diese Menschen leben keineswegs auf irgendeiner fernen, nirgends kartografierten Insel. Sie leben mitten in Deutschland. Sie haben Frauen, Freunde, Eltern, Kinder. An 660 Standorten ist die Bundeswehr vertreten; dort gibt es, gering geschätzt, Hunderttausende von Bürgern, die nicht hilflos auf die Vermittlung von Journalisten angewiesen sind, wenn sie sich mit der Frage beschäftigen wollen, ob die Bundeswehr einer braunen Sumpflandschaft gleiche. Daß sie als solche derzeit in Organen der öffentlichen Meinung erscheint, hat mehr mit deren Verfassung zu tun als mit dem Zustand der Bundeswehr.

Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt zu dem möglichen Bruch von Rot-Grün in Düsseldorf: Sollte in NRW wirklich alles auseinanderfliegen, hätte der auf Schlingern programmierte Bundeskanzler neue Stabilität gewonnen. Eine bessere Stütze im Ringen um die Wählergunst als diese zerstrittene, vorwiegend den eigenen Befindlichkeiten verpflichtete Koalition ist jedenfalls nirgends auszumachen. Diesem Befund lassen sich andere Vermutungen beimischen. Zum Beispiel die: Sozialdemokratische Befürworter einer großen Koalition auf Bundesebene sitzen geballt im Raum Düsseldorf.

Die dänische Tageszeitung „Information“ kommentiert die Rolle der USA beim Friedensprozeß in Bosnien: US-Präsident Bill Clinton hat mehrmals darauf hingewiesen, daß die ethnischen Säuberungen während des Krieges belohnt würden, wenn die USA und die Nato die Dayton-Vereinbarungen im Sand verlaufen lassen würden und die drei ethnischen Gruppen ihren jeweils eigenen Staat bilden könnten. Damit hat er zweifellos recht. Auf der anderen Seite: Was ist die Alternative? Kann man die serbischen und kroatischen Führer, die der US-Präsident in Sarajevo traf, zwingen, sich gegen den eigenen Willen für die Integration in einem multiethnischen Bosnien und für gemeinsame Institutionen einzusetzen? Das wäre wünschenswert, beruht aber auf vielleicht auf naiven Vorstellungen. Alles deutet darauf hin, daß der US-Senat Clintons lobenswerten Entschluß billigen wird, das Mandat der US-Truppen in Bosnien auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Sobald dies geschehen ist, sollten die USA und die Nato sich an eine wesentlich anspruchsvollere Aufgabe machen: die Revision des Vertrages von Dayton.

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