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■ Die AnderenZur Lage in Kosovo schreibt "Magyar Narancs"/ "Le Figaro" zur Frage des Eingreifens der Nato im Kosovo / Die "Neue Zürcher Zeitung" über das Treffen Milosevic und Jelzin und die "Times" über die Schuldfrage der Eskalation

Zur Lage im Kosovo schreibt die Budapester Wochenzeitung „Magyar Narancs“: Es steht außer Frage, daß die Nato dazu fähig wäre, die serbische Polizei und die sich immer mehr einmischende jugoslawische Armee zu stoppen, und daß sie über die Mittel verfügt, die kämpfenden Parteien zu trennen. Doch zu welchem Zweck? Was wäre der nächste Schritt? Was kann die Nato wollen? Ist eine Militäraktion vorstellbar, die die Albaner rettet, den Säuberungsaktionen der serbischen Polizei ein Ende setzt und nebenbei auch noch Jugoslawien rettet? Das wäre eine ziemlich krause Idee. Milošević braucht den Kosovo wahrscheinlich gar nicht mehr – höchstens so viel davon, um am Ende der Friedensverhandlungen ein Stück des serbischen Nationalmythos vom geheiligten Land vorzuweisen. Das ist eine gute Nachricht. Die schlechte ist, daß bis dahin noch viele sterben werden. Bitte eingreifen!

Zur Frage eines Eingreifens der Nato im Kosovo heißt es in „Le Figaro“: Wie in Bosnien vor drei Jahren stehen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten vor der Herausforderung, ihre Drohungen in die Tat umzusetzen. Hinter den Kulissen bereiten die Drehbücher für diese militärischen Operationen den amerikanischen Strategen Schweißausbrüche. Im Unterschied zu Bosnien ist der Kosovo integraler Bestandteil Jugoslawiens, und jeder Vorstoß, der darauf abzielt, dort die Nato eingreifen zu lassen, würde eine offene Kriegserklärung an Milošević bedeuten. Das würde auch bedeuten, auf der gleichen Seite wie die Befreiungsarmee des Kosovo für eine „albanische“ Abspaltung zu kämpfen, von der niemand offiziell sprechen will. Das würde schließlich auch bedeuten, Gefahr zu laufen, den Konflikt in Bosnien erneut zu entflammen, wo noch 20.000 Nato-Soldaten stehen.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Ergebnisse des Treffens zwischen Milošević und Jelzin: Trotz aller Vorbehalte könnte die direkte Begegnung Jelzins mit dem Serbenführer im Kreml nicht ohne Nutzen gewesen sein. Milošević steht nun gegenüber Moskau persönlich im Wort, keine Gewalt mehr gegen die zivile albanische Mehrheitsbevölkerung einzusetzen. Wenn er sich einmal mehr nicht an sein Versprechen hält, wird Jelzin Mühe haben, einer dann fälligen UNO-Resolution für eine internationale Truppenintervention die Zustimmung zu verweigern.

Die „Times“ sieht in Serbien den Schuldigen für die Kosovo-Eskalation: Die Kosovo-Albaner sind durch die serbische Unterdrückung mobilisiert worden. Durch die eiserne Hand von Milošević ist eine echte Guerillabewegung entstanden, die sich von einer terroristischen Randgruppe zu einer Volksbewegung entwickelt hat.

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