■ Die Anderen: „La Repubblica“ und „Le Monde“ kommentieren die amerikanische Ablehnung des internationalen Gerichtshofes / „L'Equipe“ und „Dernières Nouvelles d'Alsace“ schreiben zur Dopingaffäre bei der Tour de France
„La Repubblica“ (Rom) kommentiert die amerikanische Ablehnung des internationalen Gerichtshofes: Die USA legen eine sonderbare Interpretation ihrer Rolle als Supermacht und Anführer des Westens an den Tag: Sie erheben den Anspruch, ihre Rechte durchzusetzen und ihnen universelle Gültigkeit zu verleihen und zugleich von ihren Pflichten entbunden zu werden, wenn diese nicht mit dem nationalen Interesse in Einklang stehen. Diese Theorie droht jedoch zu einem Bumerang für die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten zu werden. Zum erstenmal seit 50 Jahren gehen die USA nicht nur geschlagen aus einer diplomatischen Verhandlungsrunde hervor, sondern auch mit einem befleckten Image.
„Le Monde“ (Paris) schreibt zum gleichen Thema: Die Amerikaner zogen nur ein internationales Gericht unter ihrer Kontrolle in Betracht, das neben Wirtschaftssanktionen und der Vollmacht zum militärischen Eingreifen ein neues Instrument der Druckausübung sein sollte. Im Gegensatz dazu traten die ,Pilotstaaten' des Projekts für eine reine und völlig unabhängige Justiz ein, die sich durch ihre Glaubwürdigkeit durchsetzen würde. Das hieß, von einer Welt zu träumen, die weiter entwickelt als in Wirklichkeit ist. Was in Rom zustande gekommen ist, das ist bei weitem noch kein Instrument zur Verhütung von Konflikten durch gerichtliche Abschreckung, aber es ist ein Anfang.
„L'Equipe“ (Paris) schreibt zu der Dopingaffäre bei der Tour de France: War das Festina-Team das einzige, das gegen die Ethik des Sports verstoßen hat? Sicher nicht. Bei dieser Tour haben andere vergleichbare Produkte benutzt – und benutzen sie noch – wie die, welche in Massen im Kofferraum des Wagens von (Festina-Masseur) Willy Voet gefunden wurden und die scheinbar ausreichten, um die Hälfte des Felds zu vergiften. Und die anderen? Nicht gesehen, nicht erwischt, jedenfalls vorerst. Die Ermittler haben damit begonnen, an einem Faden zu ziehen, der weiteres ans Tageslicht bringt. [...] Die Zauberer mit den Ampullen haben erfahren, daß sie im Gefängnis landen können. Das ändert alles.
„Dernières Nouvelles d'Alsace“ (Straßburg) meint dazu: Die verbindende Freude des Volkes am Wettkampf hängt weniger mit der immer größeren Leistung zusammen als mit dem menschlichen Mut der Champions, mit ihrer Ausdauer und ihrem Willen, sich selbst zu übertreffen. Leider hat man seit eh und je erlebt, daß die Leistung politisch ausgeschlachtet wird. Das war der Fall in der ehemaligen DDR und in China, wo die Sportler körperlich ruiniert wurden, um zum Ruhm der Ideologie Rekorde zu schlagen. Heute scheinen sie unter dem alles beherrschenden Sponsoring zu Söldnern der Geschäftswelt zu werden. Die Resultate, die man von ihnen verlangt, zwingen sie auf den Weg des Doping.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen