■ Die Anderen: Die schwedische "Dagens Nyheter" empfiehlt dem Sozialdemokraten Göran Persson den Rücktritt / Das französische Blatt "Quest-France" glaubt nicht an einen Richtungswechsel in Deutschland
Die schwedische „Dagens Nyheter“ empfiehlt dem Sozialdemokraten Göran Persson den Rücktritt: Göran Persson kann als größter Verlierer dieser Wahl wieder Ministerpräsident werden. Aber er ist stark geschwächt und ohne Partner aus der Mitte, die stark genug für eine Zusammenarbeit wie in den letzten Jahren wären. Die Stimmengewinne der Linkspartei müssen beunruhigen. Es wäre falsch, jetzt so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Angesichts der Aufgaben in den kommenden Jahren wäre es unverantwortlich von den Sozialdemokraten, der rot-grünen Linken noch mehr entgegenzukommen. Parlamentarisch wäre es angemessen, daß Persson umgehend sein Abschiedsgesuch einreicht.
Das französische Blatt „Ouest-France“ glaubt nicht an einen Richtungswechsel in Deutschland: Die Deutschen haben eine Beruhigung um so nötiger, als sich die Probleme häufen: vier Millionen Arbeitslose, ein Sozialmodell, das in einem alternden Land in der Krise steckt. Aus der deutschen Wahlchemie könnte eine dem Wandel angepaßte Form ohne Risiko hervorgehen: die Große Koalition. Unabhängig davon, wie seine Partei aus dem Rennen hervorgeht, erlebt Kohl zweifelsohne seine letzte politische Schlacht. Eine neue Generation, die den Krieg nicht gekannt hat, wird am Vorabend des Jahres 2000 die Schalthebel der Macht übernehmen. Am Sonntag wird ein Wandel stattfinden, aber kein Wechsel.
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