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■ Die Anderen"The Times" aus London zu Schröders Besuch in Großbritannien / "La Stampa" aus Rom zu den jüngsten Naturkatastrophen in Mittelamerika / "La Republicca" aus Rom zu der Lage im Nahen Osten

„The Times“ aus London schreibt zum Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Großbritannien: Der Pragmatismus von Gerhard Schröder könnte ihn für Großbritannien bei wichtigen EU-Themen zum Verbündeten machen – zum Beispiel bei der Reform des gemeinsamen Agrarmarktes. Schröder könnte sich auf EU-Ebene sogar zum Verfechter von Deregulierung entwickeln. Aber sowohl im deutsch-französischen Streit um die Europäische Zentralbank als auch in der Innenpolitik hat Schröder bereits wichtige strategische Konzessionen an Finanzminister Oskar Lafontaine gemacht. Schröder mag den im Grunde konservativen deutschen Wähler mit seinem Werben um eine neue Mitte überzeugt haben, aber durch seine Wahl macht Europa einen deutlichen Ruck nach links. Dadurch werden die Argumente für einen britischen Beitritt zur Währungsunion eher geschwächt als gestärkt.

„La Stampa“ aus Rom sieht in den jüngsten Naturkatastrophen in Mittelamerika eine politische Angelegenheit: Die Toten des Hurrikans „Mitch“ in Mittelamerika sind leider ein treffender Prolog für die Konferenz in Buenos Aires zur Rettung des Planeten. Denn es handelt sich nicht um ein einmaliges Ereignis: Zu den Opfern der vergangenen Tage kommen Zehntausende, die von den außergewöhnlichen Hurrikans in den vergangenen 18 Monaten an der südamerikanischen Pazifikküste von Mexiko bis Chile getötet wurden. Was auch immer der Ursprung sein mag, die Klima-Anomalien beeinflussen inzwischen stark die öffentliche Meinung und werden zu einer politischen Angelegenheit. (...) Man kann nicht mehr nur an die Zukunft denken in Begriffen wie Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Kontrolle der Inflation und dabei vernachlässigen, daß sich eine Steigerung negativ auf die Umwelt auswirken kann – mit harten Folgen.

„La Repubblica“, ebenfalls aus Rom, schreibt über die Lage im Nahen Osten: Vor fünf Jahren haben sich zwei große Führer (Jitzhak Rabin und Jassir Arafat) auf dem Rasen vor dem Weißen Haus die Hand gereicht. Drei Jahre danach ist einer der beiden tot, ermordet von einem fanatischen jüdischen Extremisten. Nun droht der andere in die Schußlinie eines islamischen Extremisten zu geraten. Die Schicksale der beiden Männer überschneiden sich weiterhin: Am Tag, an dem Israel den dritten Jahrestag der Ermordung Rabins beging, riefen radikale arabische Gruppen dazu auf, Jassir Arafat zu töten. Die Hisbollah aus Libanon und die Hamas aus Gaza lancieren eine beispiellose Attacke gegen den PLO-Chef. Seine Schuld ist dieselbe, die 1995 von der israelischen Rechten Rabin angelastet wurde: zu versuchen, mit dem Feind Frieden zu schließen.

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