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■ Die Anderen"The Sunday Times" aus London schreibt zum Beginn der deutschen EU-Präsidentschaft / "La Repubblica" aus Rom über die Lage im Kosovo / "Le Monde" aus Paris sieht die PDS vor einer Richtungsentscheidung

„The Sunday Times“ aus London schreibt zum Beginn der deutschen EU-Präsidentschaft: Erfolg in Europa würde Schröders rot-grüner Koalition den dringend erforderlichen Auftrieb geben. Denn nach nur hundert Tagen hat die Regierung bereits viel von ihrem Glanz verloren. Von Anfang an untergraben von den sozialdemokratischen Flügelkämpfen zwischen seinen „modernisierenden“ Anhängern und den traditionalistischen Gefolgsleuten des Finanzministers Oskar Lafontaine, ist Schröder auch mehrmals von seinem grünen Koalitionspartner in Bedrängnis gebracht worden.

Schröders größtes Problem aber ist die Wirtschaft. Am Freitag stieg die Arbeitslosigkeit zum erstenmal seit vier Monaten auf über vier Millionen. Doch zumindest im Moment kann sich Schröder mit der Unordnung innerhalb der christdemokratischen Opposition trösten.

„La Repubblica“ aus Rom über die Lage im Kosovo: Es hieß, im Kosovo beginne der Krieg wieder im Frühling, aber er ist schon da. Es ist vorhersehbar, daß die Guerillakämpfer der UCK in den kommenden Tagen ihre Offensive fortsetzen werden, um die Nato in die Kämpfe hineinzuziehen. Es ist fast sicher, daß die westlichen Länder erneut uneinig über das Vorgehen sein werden: Die Vereinigten Staaten zeigen seit einiger Zeit eine Neigung zur militärischen Intervention gegen Serbien, die von den wichtigen Mittelmeer- Partnern der Nato, vor allem Frankreich und Italien, nicht geteilt wird. Doch im Moment kommt auch von Rom keinerlei Idee, kein konkreter Vorschlag, um zu verhindern, daß die albanischen Provokationen wiederum zu einem Krieg im Kosovo führen. Ein Krieg, in den diesmal auch die Nato hineingezogen werden könnte.

„Le Monde“ aus Paris sieht die PDS vor einer Richtungsentscheidung: Diese Krise erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Partei, die nach der Wiedervereinigung für tot erklärt worden war, einer der Gewinner der Wahlen im September ist. Sie, die 21,6 Prozent der Stimmen in der ehemaligen DDR erhielt, schien dabei zu sein, eine Partei der demokratischen Linken zu werden, regional stark im Osten verankert. Während ihres Parteitags, der eine Erneuerung ihres Programms und ihrer Führung ermöglichen soll, droht die PDS vor eine Richtungsentscheidung gestellt zu werden, auf der einen Seite die Verteidigung der ehemaligen SED-Mitglieder, die noch 90 Prozent ihrer Mitglieder ausmachen – und von denen manche noch immer die Schüsse auf die rechtfertigen, die über die Mauer wollten –, auf der anderen Seite die Zukunft einer sehr linken Partei, wirklich demokratisch, die die jungen Leute anziehen könnte und ihre Vergangenheit geklärt hat.

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